RS6000 schadet dem Schrägstrich-Geschäft

AIX oder AS/400: IBM hat die Qual der Wahl

30.08.1991

LONDON (CW) - Die Kommerzwelt verlangt Unix-Systeme, IBM sieht sich gezwungen zu reagieren - auch wenn dies dem AS/400-Geschäft schaden könnte. In England hat Big Blue jetzt eine Bundling-Kampagne gestartet: Unter der Bezeichnung "AP/6000" werden für RS/6000-Rechner kommerzielle AIX-Anwendungen von verschiedenen Softwarepartnern angeboten.

Vermarktet werden soll ein komplexes integriertes Paket, das unter anderem Bürosoftware und Produkte für die Bildverarbeitung enthält und das vom IBM-AIX-Center, Basingstoke, Hampshire, zusammen mit RS/6000-Rechnern verkauft, installiert und gepflegt wird. Wie der Londoner Branchendienst "Computergram" berichtet, werden nicht nur die englische IBM-Vertriebsmannschaft, sondern zusätzlich etwa 200 Value Added Resellers das Lösungspaket für den Unix-Markt vertreiben. Die Grundausstattung soll etwa 1200 Pfund pro Anwender kosten.

Schwierigkeiten ergeben sich für den Universalanbieter IBM bei der Vermarktung des Produktes: Viele englische Kunden wurden von den IBM-Marketing-Beauftragten als potentielle AS/400-Anwender eingestuft.

Mittlerweile interessieren sie sich jedoch offenbar mehr für die Unix-Lösung auf RS/6000-Rechnern, während die proprietäre AS/400 bereits als auslaufende Systemlinie gehandelt wird.

Software-und-Service-Manager Rick Jones, verantwortlich für das AIX-Geschäft der IBM in Großbritannien, bemüht sich denn auch pflichtgemäß um eine Abgrenzung: "Wenn die Leute eine Open-Systems-Lösung bevorzugen, dann wollen wir in der Lage sein, ein Äquivalent zu unseren proprietären Lösungen anbieten zu können." Der Anwender habe aber auch die Möglichkeit, neben einer proprietären Systempolitik mit der IBM-Bürosoftware Officevision zusätzlich ein offenes Konzept zu verfolgen. Allerdings muß Jones bekennen, daß innerhalb der IBM Debatten über das Konkurrenzverhalten der AIX- und der AS/400-Produkt-Manager im Gange sind.

Kernbestandteile des neuen Pakets sind die Büroautomations-Software der Uniplex Ltd. sowie ein zugehöriges Management-Information-System, das von der Simdell Ltd. in Coventry auf den Markt gebracht wurde. Zu diesem Produkt gehört ferner ein Text-Retrieval-System, entwickelt von BRS Information Technologies in New York.

Laut "Computergram" steht IBM derzeit in Verhandlungen mit der Dorotech Ltd. in Wallingford/Oxfordshire, deren Bildverarbeitungspaket "Dorodoc" ebenfalls im Rahmen von AP/6000 Berücksichtigung finden soll. Mit der Londoner Financial & Corporate Modelling Consultants Plc. will sich Big Blue über deren Software für die Vorgangsbearbeitung einig werden. Während das komplette Paket zum Jahresende angekündigt werden soll, arbeiten derzeit bereits sieben Unternehmen mit dem heute verfügbaren AP/6000, darunter die englischen Renommierkonzerne Barclays und British Telecom.