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Adobe schnuppert Desktop-Linux-Luft

03.11.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die populären Anwendungen von Adobe Systems wie Photoshop oder Acrobat laufen bislang nur auf Windows und Mac OS (X). Dass sich hierzu in absehbarer Zeit auch Desktop-Linux gesellt, ist zwar unwahrscheinlich. Allerdings verstärkt Adobe sein Engagement im Linux-Bereich deutlich. Es ist dazu laut "Cnet" unter anderem den Open Source Development Labs (OSDL) beigetreten, wo unter anderem Linus Torvalds die weitere Entwicklung des Linux-Kernels steuert, und arbeitet dort aktiv in der Arbeitsgruppe für Desktop-Linux mit.

Außerdem sucht das kalifornische Softwarehaus derzeit per Stellenanzeige einen Director of Linux Market Development, der "Strategien für Adobe im Linux- und Open-Source-Desktop-Markt identifizieren und evaluieren" sowie Projekte ausmachen soll, die "dabei helfen, Linux als Desktop-Umgebung zu verbessern". Gleichfalls gesucht wird ein leitender Programmierer, der "Pfleger und/oder Architekt für eines oder von Adobe gesponserte Open-Source-Projekte" werden soll.

Offiziell äußert sich Adobe zum Thema Desktop-Linux aber noch sehr vorsichtig. Pam Deziel, Director für Produkt-Marketing, erklärte etwa, es gebe derzeit nicht genug Kunden, um den Verkauf einer Linux-Version von Anwendungen wie Photoshop oder Illustrator zu rechtfertigen. "Was die technische Reife angeht, ist Linux robust", erklärte die Adobe-Frau. "Aus Business-Sicht hat die Plattform aber noch keine Verbreitung erreicht, die Adobes meisten Märkten entspräche."

Auch Jupiter-Analyst Michael Gartenberg hält Linux gegenwärtig nicht für die geeignete Spielwiese für Anbieter von Grafiksoftware. "Im Lowend gibt es einfach zu viele freie Programme mit vergleichbaren Funktionen, und auf der Highend-Seite ist der Markt sehr klein", meint der Experte. "Leute, die 500 bis 800 Dollar für ein Programm zahlen, haben normalerweise auch kein Problem damit, Mac OS oder Windows zu fahren."

Ganz konkretes Interesse gibt es laut Deziel auf jeden Fall an einer erneuerten Version des Adobe Reader zur Anzeige von PDF-Dateien für Linux. "Wir möchten die Linux-Version des Readers von der 5.0 updaten, und daran arbeiten wir", sagte die Produkt-Managerin. Für Windows und Macintosh gibt es schon seit längerem die Version 6.0.2 des Adobe Reader. (tc)