Gehälter steigen, offene Stellen werden weniger

Abwärtstrend im IT-Arbeitsmarkt setzt sich fort

16.11.2001
HAMBURG (CW) - Die Zahl der freien Stellen für IT-Profis verringert sich kontinuierlich. Das ergab eine Stellenmarktanalyse von EMC/Adecco. Auf die Gehälter wirkt sich die veränderte Arbeitsmarktlage jedoch kaum aus.

Von Januar bis Oktober waren in den Stellenmärkten von 40 Tageszeitungen und der CW über 30000 freie IT-Arbeitsplätze weniger zu finden als im Vorjahr, was einem Rückgang von 33 Prozent entspricht.

Besonders dramatisch fiel der Einbruch in den Monaten September und Oktober 2001 aus, in denen die Zahl der Offerten sogar auf ein Drittel des Vorjahresvolumens zusammenschrumpfte. Von diesem Rückgang am stärksten betroffen sind die Berufsfelder, die im vergangenen Jahr noch boomten. Anwendungsentwickler, für die es in den ersten zehn Monaten 2000 noch 26635 Offerten gab, müssen sich nun mit 13751 freien Stellen begnügen. Fast jedes zweite Jobangebot ist statistisch auch für IT-Vertriebsexperten weggefallen. Das überrascht, da in wirtschaftlich schlechteren Zeiten viele Unternehmen alle Hoffnung auf ihre Vertriebsmannschaft setzen. Auch Netzspezialisten müssen mit einer um 45 Prozent geringeren Auswahl vorlieb nehmen. Für Datenbank- und Systemprofis reduzierten sich die Offerten von 15132 auf 9777 Jobs, während die Nachfrage im Bereich Organisation und Koordination weitgehend stabil blieb.

Nach der TK-Branche sind es die Software- und Systemhäuser beziehungsweise die Unternehmensberatungen, die sich nach der Personalexpansion im vergangenen Jahr mit Neueinstellungen zurückhalten.

Auch bei Anwenderunternehmen ist das Interesse an neuen IT-Arbeitskräften erlahmt. Außer im Maschinen- und Fahrzeugbau, wo die Zahl der angebotenen Stellen mit etwa 3000 beziehungsweise 2000 unverändert blieb, sank das Angebot. Beispielsweise suchen Banken, Versicherungen oder Verlage deutlich weniger IT-Profis als noch im vergangenen Jahr. Das Desinteresse überrascht auch insofern, als der Branchenverband Bitkom hier eine stabile Nachfrage prognostiziert hatte.

Trotz der angespannten Arbeitsmarktlage brauchen sich Führungskräfte in der IT-Branche keine Sorgen um ihre Einkommen zu machen. Diese steigen in diesem Jahr um durchschnittlich 5,3 Prozent, wie die Kienbaum Vergütungsberatung, Gummersbach, ermittelt hat. Die Wachstumsrate fiel damit moderater als in den Vorjahren aus (2000: 6,1 Prozent) , liegt aber über dem Durchschnitt der Gehaltszuwächse in anderen Branchen.

Einsteiger verdienen wenigerSo verdient eine Führungskraft in einem IT-Unternehmen im Schnitt 172 000 Mark im Jahr, eine Fachkraft bringt es auf 100000 Mark. Berufseinsteiger müssen aber damit rechnen, mit niedrigerem Salär anzufangen als ihre Kollegen im Vorjahr.

Entscheidende Faktoren für die Gehaltsbestimmung sind der Studie zufolge die Unternehmensgröße, Hierarchiestufe und Berufserfahrung. Diese Kriterien können einen Gehaltsunterschied von 20 bis 30 Prozent für die gleiche Tätigkeit ausmachen. Die Einkommensspanne für einen Leiter Entwicklung liegt zwischen 141000 und 202000 Mark. Ein Systemprogrammierer erreicht zwischen 88000 und 125000 Mark im Jahr und ein Berater 90000 bis 127000 Mark.

66 Prozent der Führungskräfte und 24 Prozent der Fachkräfte beziehen nach Angaben der Gummersbacher Berater eine variable Vergütung. Deren Anteil am Gesamteinkommen beträgt zwischen sieben und 28 Prozent. Beliebt sei der Dienstwagen, den 53 Prozent der Manager fahren. (hk/am)