Chefin Fiorina: Trotz vieler Probleme auf gutem Weg

Abschied von Alpha und PA-Risc

13.12.2002
MÜNCHEN (CW) - Carleton Fiorina, Vorstandsvorsitzende von Hewlett-Packard (HP), sieht das Unternehmen nach der Fusion mit Compaq auf dem richtigen Weg. Die Kostenreduzierungen würden greifen. Allerdings sind wesentliche Probleme in einzelnen Geschäftsbereichen nicht gelöst. Teil der Schwierigkeiten sind proprietäre Architekturen, die HP mit sich herumschleppt.

HP hat anlässlich eines Analystentreffens den Fahrplan zur Ablösung seiner proprietären Alpha- und HP-PA-Risc-Technologien vorgestellt. Die Termine waren schon seit langem bekannt, wurden jetzt allerdings noch einmal leicht modifiziert.

Danach wird das Unternehmen im Januar die letzte große technische Auffrischung des Alpha-Prozessors auf den Markt bringen. Bislang war von Ende 2002 die Rede. Diese hausintern "EV7" genannte Version stellt den Einstieg in den Ausstieg aus Alpha dar. Ein letztes Update, Version "EV79", soll dann rund ein Jahr später präsentiert werden. Danach wird die Alpha-Technologie und damit alle auf diesem Prozessor basierenden Systeme in den "Wartungsmodus" gesetzt, wie Executive Vice President Peter Blackmore es ausdrückte. Ab diesem Zeitpunkt wird es keine Verbesserungen mehr an dem Chip geben, und HP wird nur noch Support leisten.

Ein ähnlicher Zeitplan gilt für die Risc-Prozessoren, die HP in den vergangenen Jahren für seine Unix-Systeme unter der Bezeichnung HP-PA-Risc entwickelt hat. Auch diese sollen ab 2004 zugunsten einer einheitlichen Prozessorstrategie aufgegeben und durch die Intel-Chips der "Itanium-2"-Generation ersetzt werden. HP erhofft sich durch diese Strategie wesentliche Einsparungen, da auf diese Weise keine Entwicklungskosten mehr für zwei Prozessorwelten anfallen. Gleichzeitig setzt HP seine Hoffnungen darauf, dass wegfallende Einnahmen mit Alpha- und HP-PA-Risc-Systemen wettgemacht werden durch die Verkäufe von Itanium-Maschinen.

Zwar äußerte sich seine Chefin Fiorina sehr zufrieden mit dem bisher Erreichten. Allerdings konnte sie dabei nur auf die reduzierten Kosten reflektieren. HP hat aber seine grundsätzlichen strukturellen Probleme nicht gelöst. Auch im vierten Quartal des Geschäftsjahrs 2002 setzte sich eine ungute Entwicklung fort, die schon zu Zeiten von "HP alt" - also ohne Compaq - deutlich wurde: HP hat im am 31. Oktober 2002 abgelaufenen Quartal wieder mit PC-Systemen (hierzu zählen alle Endgeräte wie etwa auch Handhelds) Verluste geschrieben (87 Millionen Dollar). Auch mit allen seinen Servern, also den Intel-, Alpha- und HP-PA-Risc-basierenden Maschinen, bewegt sich HP mit insgesamt 152 Millionen Dollar in den roten Zahlen. Einziger Lichtblick: In beiden Geschäftssparten fielen die Verluste niedriger aus als im vorangegangenen dritten Quartal. Nur mit Druckern verdient das Unternehmen ausgezeichnet. Hier legte HP gegenüber dem dritten Quartal (490 Millionen Dollar) noch einmal exorbitant zu und konnte mit seiner Imaging and Printing Group 926 Millionen Dollar Profit einstreichen. (jm)