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Sun kauft StorageTek: "Verschlossene Türen öffnen"

03.06.2005
Die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" sprach anlässlich der StorageTek-Übernahme mit Mark Canepa, Executive Vice President der Speichersparte von Sun.

CW: Wieso haben Sie StorageTek gekauft?

Canepa: Neben der Rechner- und der Middleware-Seite haben wir uns auch des Themas der Datenhaltung angenommen. Die regulatorischen Vorgaben sorgen dafür, dass immer mehr Daten gespeichert, verwaltet, wiederhergestellt und kontrolliert werden. Uns war durchaus bewusst, dass wir diese Lücke schließen mussten, um als Komplettanbieter im Rechenzentrum anzutreten. Wir haben diskutiert, ob wir den Bereich der Managed-Services stärken, aber dabei wäre es nur darum gegangen, unsere eigenen Geräte zu verwalten. Nun können wir auch bei den Managed-Services heterogene Landschaften in den Vordergrund stellen, was uns zu einem umfassenden und glaubwürdigeren Anbieter macht.

CW: Wie stehen Sie zu den OEM-Verträgen, etwa zum langjährigen Abkommen von StorageTek und Hewlett-Packard (HP)?

Canepa: Sun war ein großer Kunde von HP, und wir haben ihnen viele LTO-Drives abgekauft. Nun sind sie einer unserer Kunden. HP ist ein großes und komplexes Unternehmen, genau wie wir. Die meisten großen und komplexen Konzerne kooperieren in einem Bereich und treten anderswo gegeneinander an. Gleiches gilt auch für IBM - wir konkurrieren mit ihnen, und sie sind gleichzeitig ein Kunde von uns. Ich bin sicher, dass dies auch fortgesetzt wird. Das ist auch unsere Absicht mit HP.

CW: Verschiedene Sun-Produkte konkurrieren mit StorageTek-Lösungen, etwa Platten, Speicher-Management-Software, Tools für die Virtualisierung und das Information Lifecycle Management (ILM). Wie wollen Sie mit den Überschneidungen umgehen?

Canepa: Die Überschneidungen im Midrange-Speichersegment sind gering, es handelt sich hauptsächlich um die "FlexLine 200" und die "6130". Aber es sind die gleichen Produkte, denn sowohl Sun als auch StorageTek kaufen sie vom Anbieter Ingenio. Hier wird die Rationalisierung ziemlich einfach, und ich mache mir keine Sorgen darum. Bei der Virtualisierung haben beide Unternehmen in komplementären Bereichen investiert. StorageTek ist ein großer Kunde unserer Programme "SAM-FS" und "QFS", während sie die Firma Storability übernommen haben. Das wiederum gibt uns phänomenale Möglichkeiten für das Storage-Resource-Management - wo wir selbst kaum investiert haben.

Persönlich bin ich der Meinung, dass wir es endlich schaffen werden, die kritische Masse im Softwarebereich zu erlangen. Auch wenn es an einigen Stellen Überschneidungen gibt - es sind noch viele Aufgaben zu bewältigen. Wir werden einige Mitarbeiter an andere Stellen versetzen, damit sie dort tun können, was getan werden muss.

CW: Werden beide Unternehmen getrennt marschieren, oder sollen sie sofort integriert werden?

Canepa: Es ist noch zu früh, um über das Thema zu reden. Wir haben gegenwärtig nur eine definitive Übereinkunft. Pläne, was wir machen, wenn die Transaktion abgeschlossen sein wird, wären daher voreilig. In den kommenden Monaten arbeiten beide Unternehmen eine Strategie aus. Am Ende des Tages geht es darum, Umsatz-Synergien und Kosteneinsparungen zu realisieren, wo immer diese möglich sind. Allerdings soll der Prozess auf sehr pragmatische Weise ablaufen und nur dort, wo es auch sinnvoll ist.

CW: Wie wollen Sie StorageTek-Kunden davon überzeugen, dass eventuelle Sorgen bezüglich der Service- und Support-Qualität nach der Übernahme durch Sun unbegründet sind?

Canepa: Wir werden den Anwendern folgendes sagen: Wenn sie mit dem Service von StorageTek glücklich sind, werde ich dafür sorgen, dass dieses Niveau auf den Speicherbereich von Sun und - soweit möglich - auch auf den Rest von Sun übertragen wird. Wenn StorageTek spezifische Best Practices entwickelt hat, werden wir daraus lernen. Im Gegenzug wird StorageTek die besten Vorgehensweisen von Sun übernehmen können. Schließlich geht es darum, dass die Teams beider Unternehmen zusammengebracht werden.

CW: Wie beurteilen Sie Ihre Wachstumsaussichten?

Canepa: Unserer Ansicht nach hat StorageTek eine starke Vertriebsmannschaft, die Bänder und eine Vielzahl anderer Produkte vertreibt. Nach der Übernahme verfügen sie über ein wesentlich breiteres Portfolio. Die Transaktion verschafft ihnen auch ein nachhaltigeres Angebot. Statt wie bisher Tapes und passende Zusatzprodukte anzubieten, gehen die Vertriebsmannschaften künftig mit einer kompletten Lösung zum Kunden. Ich glaube, dass wir mit dem Deal auf beiden Seiten Türen öffnen können, die uns bislang verschlossen waren.