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AOL Time Warner: Muss nun auch AOL-Gründer Case gehen?

18.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Krise bei AOL Time Warner könnte jetzt auch Steven Case, Chairman des US-Medienkonzerns, zum Opfer fallen. Einem Bericht in der "New York Times" zufolge wollen einige Mitglieder des Verwaltungsrats bereits bei einer Sitzung am morgigen Donnerstag den Rücktritt des AOL-Gründers fordern.

Insbesondere einige institutionelle Anleger sehen in Case den Hauptverantwortlichen der glücklosen Fusion zwischen AOL und Time Warner und fordern daher seinen Kopf. Seit Abschluss des 106 Milliarden Dollar schweren Deals im Januar vergangenen Jahres ist der Kurs der Aktie um gut 70 Prozent gefallen. Grund war, dass der Zusammenschluss die optimistischen Versprechungen nicht einhalten konnte, gleichzeitig stagnierte das Wachstum der Internet-Sparte America Online. Untersuchungen der US-Börsenaufsicht wegen künstlich aufgeblähter Werbeeinnahmen bei AOL vor der Fusion taten ein Übriges, um die Aktionäre zu verärgern.

Um die Wallstreet zu beruhigen, mussten mit CEO Gerald Levin sowie Robert Pittman, COO und Interims-Chef von AOL, bereits zwei Drahtzieher der Fusion das Unternehmen verlassen. Damit ist Case nun der letzte maßgebliche Beteiligte im Konzern.

Falls es am Donnerstag zu einer Abstimmung kommt, stehen die Chancen für eine Ablösung allerdings schlecht: Es wird mit heftigem Widerstand des Topmanagers gerechnet. Außerdem ist für den Rauswurf eine Dreiviertelmehrheit im Board nötig. Sollte Case seinen Kopf retten können, haben die verärgerten Aktionäre erst im Frühjahr nächsten Jahres auf der Hauptversammlung die Gelegenheit, über die Ablösung des AOL-Gründers im Verwaltungsrat abzustimmen. (mb)