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Sonderprüfung: Nur Bruchteil der Comroad-Umsätze nachweisbar

10.04.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Eine Sonderprüfung bei dem skandalumwitterten Telematikanbieter Comroad AG hat erschreckende Erkenntnisse geliefert: Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner konnte nur einen Bruchteil der im vergangenen Geschäftsjahr ausgewiesenen Umsätze von insgesamt 93,6 Millionen Euro bestätigen. Unter dem Strich blieben lediglich 1,4 Prozent der Einnahmen oder 1,3 Millionen Euro übrig. So hätten die Recherchen ergeben, dass angebliche Geschäftsspartner im Prüfungszeitraum nicht mehr existierten. Dies gilt insbesondere für die in Hongkong ansässige VT Electronics Ltd., über die Comroad 96,4 Prozent (90,3 Millionen Euro) der angegebenen Umsätze abgewickelt haben will. Die Wirtschaftprüfer gehen davon aus, dass für die Beträge Scheinrechnungen erstellt und Eingangsrechnungen fingiert wurden. Diese wurden dann als Umsatz, Wareneinsatz

beziehungsweise geleistete Anzahlungen im Jahresabschluss 2001 ausgewiesen.

Wie Comroad mitteilte, ergibt sich daraus als schwerwiegende Konsequenz, dass eingegangene Beteiligungen und gewährte Darlehen teilweise fahrlässig nicht oder nur unzureichend gesichert sind. Nachdem einige der Beteiligungsgesellschaften bereits Insolvenz beantragt haben, beziehungsweise dies bei anderen noch droht, befürchtet das Münchner Unternehmen darüber hinaus einen hohen Wertberichtigungsbedarf. Zusätzlich könnten sich zukünftige finanzielle Verpflichtungen für Comroad ergeben. (mb)