Itelligence AG: Umstrukturierung nach schlechtem Quartalsergebnis

02.08.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Als Reaktion auf die schlechten Ergebnisse im ersten Quartal 2001 hat die Itelligence AG eine Reorientierung des Unternehmens beschlossen. So sollen in den Bereichen Administration, Forschung, Entwicklung sowie Vertrieb kosteneffizientere Strukturen geschaffen und diese insgesamt kundenorientierter ausgerichtet werden.

Im Rahmen der Umstrukturierung verließ der Finanzvorstand Dr. Thomas Wrede auf eigenen Wunsch das Unternehmen. Seine Nachfolge tritt Prof. Dr. Hermann Hueber an. Den Bereich Investor Relations übernimmt der Vorstandsvorsitzende Hermann Vogel.

Der Frankfurter Anbieter verbuchte im ersten Viertel des Geschäftsjahres ein Minus von 1,9 Millionen Euro (Ebit), allein 1,4 Millionen Euro davon verursachte das SAP-Systemhaus in den USA. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent auf 41 Millionen, damals hatte Itelligence jedoch noch nicht Ecountry und den Dienstleister Sapryma S. A. akquiriert. Itelligence hofft nun auf ein Wiederaufleben des Lizenzgeschäfts in den USA, um spätestens im dritten Quartal auf Ebit-Ebene wieder in den positiven Bereich zurückzukehren.

Bericht von der Bilanzpressekonferenz im April 2001

Itelligence: Teuer erkaufte Fusion

Von Andrea Goder, freie Journalistin in München

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nur wenige Monate nach dem Börsenstart im September 2000 ist die Aktie der Itelligence AG kräftig unter die Räder geraten. Zu schaffen machten dem IT- und E-Business-Integrator, der im letzten Jahr aus dem Zusammenschluss von SVC und Apcon hervorging, vor allem Schwierigkeiten im Zuge der Fusion. Wie stark das Unternehmen 2001 wachsen wird, darüber herrschen im Management unterschiedliche Vorstellungen.

Mit der verspäteten Vorlage des Jahresabschlusses 2000 dürfte sich auch die Frankfurter Firma Itelligence den Missmut von Börsianern eingehandelt haben. Was schließlich an Zahlen auf der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf präsentiert wurde, liegt aber im Rahmen der schon zuvor nach unten revidierten Prognosen. Zur Erinnerung: Itelligence entstand im Mai letzten Jahres aus der Fusion des bereits am Neuen Markt notierten Bielefelder SAP-Dienstleisters SVC (Schmidt Vogel Consulting) und des Hamburger E-Business-Anbieters Apcon. Im September feierte die Neugründung dann am Frankfurter Neuen Markt ihr Debüt.

Planzahlen korrigiert

 Herbert Vogel, Vorstandsvorsitzender der Itelligence AG
Herbert Vogel, Vorstandsvorsitzender der Itelligence AG

Nur knapp drei Monate später musste Itelligence jedoch die Planzahlen deutlich nach unten korrigieren. Nicht 168 Millionen Euro Umsatz, wie ursprünglich anvisiert, sondern 148,6 Millionen Euro brachte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2000 letztendlich auf die Waage (Vorjahr: 112,5 Millionen Euro). Verkalkuliert haben sich die Hessen auch beim Nettoergebnis, das mit minus 1,7 Millionen Euro enttäuschend ausfiel. Zum IPO wurde ein Jahresüberschuss von vier Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Während interessierte Anleger vorerst noch auf die Vorlage des Geschäftsberichts 2000 warten müssen, nannte Finanzvorstand Thomas Wrede vor der Presse in Düsseldorf mehrere Gründe für das Abweichen vom Forecast: "Die gesamte IT-Branche hat im letzten Jahr auf Basis der Boom-Jahre 1998 und 1999 geplant", behauptete der Manager. Eine Argumentation, die nicht unbedingt überzeugte, denn immerhin war bei der Vorlage der Planzahlen im September bereits mehr als die Hälfte des Geschäftsjahres 2000 gelaufen.

Neben der viel zitierten Marktschwäche dürfte das Unternehmen vielmehr selbst die Lage falsch eingeschätzt beziehungsweise die Wettbewerber unterschätzt haben. So bewegt sich Itelligence im SAP-Umfeld mit Konkurrenten wie SAP SI, Plaut oder Novasoft, um nur einige Anbieter zu nennen, auf einem äußerst wettbewerbsintensiven Terrain. Noch rasanter ist das Tempo der Mitspieler im E-Business-Umfeld. Schlagwörter wie E-Business-Enabler oder E-Business-Integrator haben sich mittlerweile Dutzende von Anbieter am Neuen Markt auf ihre Fahnen geschrieben - von den globalen Playern ganz zu schweigen.

Unterschätzt hat das Itelligence-Management aber auch die Reibungsverluste, die durch die Fusion entstanden. "Beide Unternehmen sind unter heftigen Schmerzen verzahnt worden. Das hat uns Produktivität gekostet", musste Wrede in Düsseldorf zugeben. Insgesamt 10,3 Millionen Euro sind laut dem Finanzchef an Fusionskosten aufgelaufen. Ohne diese einmaligen Sondereffekte lag das Ebit bei 8,5 Millionen Euro. Wie Wrede betonte, hätten sowohl SVC als auch Apcon in der Vergangenheit immer Gewinne geschrieben.

Abstriche beim Ergebnis hat dem Unternehmen im letzten Geschäftsjahr laut Finanzchef aber auch die "extreme Internationalisierung" eingebrockt. So konnte der Auslandsanteil von 28 auf 41 Prozent gesteigert werden. In vielen europäischen Ländern befinde sich Itelligence noch in der Startup-Phase, erklärte Wrede, der die Kosten für den Aufbau von Auslandsniederlassungen im Jahr 2000 mit 3,4 Millionen Euro bezifferte. Diese Anlaufverluste seien, wie der Vorstand behauptete, "nicht absehbar" gewesen.

Itelligence ist heute mit 1450 Mitarbeitern und 43 Geschäftsstellen in 19 Ländern präsent. Jeweils rund 20 Prozent der Umsätze wurden zuletzt in Europa und den USA erzielt. Erst im November übernahm die Firma den amerikanischen SAP-Reseller E-Coetry, womit sich die Zahl der US-Staaten, in denen das Unternehmen exklusiv R/3- und Mysap.com-Lösungen für den Mittelstand vertreibt, auf 16 erhöhte. Mit der Akquisition des SAP- und E-Business-Dienstleisters Sapryma S. A. baute Itelligence im September zudem seine Marktposition in Spanien und Portugal aus.

Der Fokus liegt auf SAP

Die Firma operiert heute in drei Geschäftsfeldern und bietet Lösungen in den Bereichen SAP, Individual-IT und Outsourcing an. Das Angebotsspektrum reicht von Management-Beratung über ERP bis hin zu Web-Strategie und -Design. In allen Business-Units liegt der Fokus jedoch klar auf SAP-Produkten. Den Löwenanteil am Umsatz steuerten im letzten Geschäftsjahr mit 77 Prozent Consulting-Leistungen bei. In diesem Geschäftsbereich - rund die Häfte der Einnahmen wurden im Umfeld der E-Business-Suite "Mysap.com" erzielt - haben die Hessen Themen wie Customer-Relationship-Management (CRM), Supply-Chain-Management (SCM) oder E-Procurement auf der Angebotspalette.

Auch die Lizenzverkäufe (15 Prozent vom Umsatz) wurden im letzten Jahr zu 90 Prozent von SAP-Produkten dominiert. SAP-lastig ist aber auch das Outsourcing-Business, das mit 10,4 Millionen Euro Umsatz bis dato noch jüngste Standbein des Unternehmens. Schlechte Noten erteilte Vorstandschef Herbert Vogel dem ASP-Geschäft: "Dieser Markt läuft derzeit nicht", erklärte er. Umsätze aus ASP-Leistungen könne man schlichtweg vergessen.

Schwieriges erstes Quartal

Schwierig gestaltete sich für die Hessen aber auch der Verlauf des ersten Quartals 2001. Aufgrund der US-Konjunkturschwäche hinke das Lizenzgeschäft in den Staaten der Planung hinterher, hieß es in Düsseldorf. "Wir gehen davon aus, dass es sich um eine Verschiebung handelt", glaubt Vogel. Weiter zulegen konnte dagegen der Consulting-Bereich. Ob der Börsenneuling in den ersten drei Monaten in puncto Umsatz und Ergebnis insgesamt im Plan liegt, dazu wollten die Manager keine Aussagen machen.

Unterschiedliche Vorstellungen kursieren auf Vorstandsebene offenbar zum Thema Umsatzprognose. Während Vorstandschef Vogel für 2001 von einem organischen Wachstum von 25 bis 30 Prozent ausgeht, hält Wrede diese Steigerungsraten für zu optimistisch. Trotz Anlaufschwierigkeiten im ersten Quartal rechnet der Finanzchef auf Jahressicht aber mit einem Nettogewinn von sechs bis acht Millionen Euro.