Giscard d'Estaing eröffnet Pariser Datenverarbeitungs- und Büromesse:

30. SICOB: Anziehungspunkt für DV-Kunden von morgen

28.09.1979

PARIS (CW) - Das Pariser Pendant zur Münchener "SYSTEMS", der "30. Salon International de l'Informatique de la Communication et de l'Organisation du Bureau" (SICOB), wurde erstmals von einem französischen Staatspräsidenten eröffnet. Valéry Giscard d'Estaing wollte damit nach eigenen Worten sein Interesse an der Entwicklung der Informatik bekunden, die für die gesamte Wirtschaft von immer größerer Bedeutung werde. Internationale Beobachter hatten freilich den Eindruck, der diesjährige SICOB stehe unter einem schlechten Stern. So sprachen die Aussteller nach den ersten drei Messetagen, die für das Fachpublikum reserviert waren, von einem Besucherrückgang, der auf die augenblickliche wirtschaftliche Flaute in Frankreich zurückzuführen sei.

Das Gelände des CNIT, des Pariser Messe- und Ausstellungszentrums, ist nach den Worten von Max Hermieu, "Commissaire Général" des SICOB, in den 20 Jahren, in denen der SICOB dort stattfindet, zu klein geworden. Seit rund einem Jahrzehnt könne man sich - so Hermieu - flächenmäßig nicht weiter ausdehnen und müsse sogar einige Aussteller abweisen. Durch die Einführung von Fachtagen (1970) und die "Sonntagspause" sei versucht worden, den Besucherstrom zu kanalisieren. Einige Aussteller sprechen diesmal jedoch ganz

offen von einem Rückgang der Besucherzahlen - besonders an den Tagen für "Professionals" -, der auf die momentane wirtschaftliche Situation in Frankreich geschoben wird.

Der Wettbewerbsdruck mag andererseits der Grund dafür sein, daß sich immer mehr kleinere DV-Unternehmen am SICOB beteiligen wollen. "Mittlere und kleine DV-Hersteller sehen darin eine Chance, Kontakt zu neuen Kunden aufzunehmen, bekannt zu werden und

gleichzeitig den alten Kunden die Wichtigkeit des Unternehmens zu demonstrieren", argumentiert Datasaab-Mann Jean Louis Tourneret, "die Kosten machen sich bezahlt."

Den großen französischen Ausstellern sei indessen die Verpflichtung, anwesend sein zu müssen, eher lästig, führt Tourneret weiter aus. LogAbax habe beispielsweise als französische Nummer

eins auf dem Bürocomputersektor keine Reklame nötig. Überdies verhelfe die Veranstaltung nicht zu neuen Geschäftsabschlüssen.

Die Hersteller üben im allgemeinen auch Kritik an der Messepolitik. Sie empfinden die Woche, bei der die breite Öffentlichkeit Zutritt zur Messe hat, als verschenkt. Es kämen viele Schüler und Studenten und an den Werktagen ganze Schulklassen, um ein wenig Tuchfühlung mit der Datenverarbeitung aufzunehmen - Hochkonjunktur zwar für die Anbieter von Taschenrechnern und Personal-Computern, für die anderen aber eher ein lästiges Übel. "Das werden frühestens in zehn Jahren unsere Kunden", seufzt Hervé Delemarre, Service Marketing bei Triumph/Adler.

Gleichwohl paßt sich ein Teil der Anbieter mit auf den Spieltrieb abzielenden Output-Demonstrationen dem neuen Publikum an.

"Es wächst eine Generation heran", urteilt beispielsweise Patrick Lucas, stellvertretender Direktor bei CAP Sogeti in seinem Vortrag über Datenbanken im Rahmen des Konferenz-Programms zur SICOB, "die Raketen und Computer für völlig selbstverständlich hält, die jedoch keine Beziehung zur Elektronik selbst mehr hat."

Ausführliche Berichte über die SICOB-Neuheiten in der nächsten Ausgabe