US-Flugbehörde ohne einheitliche Systemarchitektur

20-Milliarden-Dollar-Projekt auf der Kippe

21.02.1997

Der Report des General Accounting Office (GAO) enthüllte ein technologisches Chaos. Offenbar haben die Entwickler der Bundesluftfahrt-Behörde weitgehend unkoordiniert gearbeiten.

-Sieben der zehn Teams, die mit der Modernisierung der Luftverkehrskontrolle befaßt sind, entwickeln Systeme, ohne sich dabei auf eine zugrundeliegende technische Architektur zu stützen.

-Von den anderen dreien haben sich zwei für die Programmiersprachen C und C++ entschieden, während für das dritte Ada die Sprache der Wahl ist.

-Zudem enthält die Blaupause der einen Gruppe die Spezifikation des Ethernet-Protokolls, die einer anderen bevorzugt das damit inkompatible Fiber Distributed Data Interface (FDDI).

-Die den 54 Luftfahrt-Kontrollsystemen angehefteten Software-Anwendungen wurden in 53 Sprachen entwickelt.

Mit anderen Worten: Eine für alle Entwickler verbindliche Architektur existiert nicht. Das auf 20 Milliarden Dollar budgetierte Vorhaben droht an mangelnder Abstimmung zu scheitern.

Das GAO fordert die Federal Aviation Agency (FAA) dringend auf, eine zentrale Stelle zu schaffen, die die Verantwortung dafür tragen soll, daß sich alle Entwicklungsteams an eine gemeinsame Architektur halten. Daß eine solche behördenweite Blaupause für das geplante Sytem fehlt, bedeutet in den Augen des GAO, daß die Luftfahrbehörde Inkonsistenz und Inkompatibilität "erlaubt und fortgesetzt duldet." Die Folge: Entwicklung und Pflege des geplanten Systems verlangten mehr Aufwand als notwendig, und die Performance bleibe unbefriedigend.

Die gerügten FAA-Manager räumten ein, daß eine umfassende Architektur notwendig sei. Über dieses offizielle Statement hinaus wollten sie den GAO-Bericht aber nicht kommentieren. Sie können sich damit auch Zeit lassen. Erst in zwei Monaten wird die Bundesfinanzbehörde ihren Bericht den Kongreß-Komitees zur Beurteilung vorlegen.