1997 gemeinsamer Microkernel fuer Netware und Unix Microsofts Server-Plaene mit NT alarmieren Novell

22.09.1995

FRAMINGHAM (IDG) - Back to the roots: Novell wird sich wieder verstaerkt seiner ureigensten Domaene, dem Networking, widmen. Marktbeobachter erwarten auf der "Unix Expo" in New York eine Ankuendigung von Novell-Chef Bob Frankenberg. Mit dem Netzwerk- Betriebssystem "Gemini" soll der "Windows NT Server" von Microsoft in die Schranken gewiesen werden.

Mit Sorge blickt das Management in der Novell-Zentrale in Provo, Utah, auf Microsofts NT- Server. Die Gates-Company macht gegenwaertig mit diesem Produkt im Networking-Business einiges an Boden gegenueber Novell gut.

Mit einem ganzen Buendel von Massnahmen will Novell daher jetzt wieder den Kurs korrigieren. Die wichtigste, so Insider, ist die Bekanntgabe eines genauen Fahrplanes fuer die Auslieferung des Netzwerk-Betriebssystems Gemini - bisher unter dem Arbeitstitel "Supernos" gelaeufig. Gemini ist als Nachfolgeversion von Netware 4.1 geplant und soll die Vorzuege von Netware plus seiner Directory Services sowie Unixware in sich vereinen.

Auf der Ankuendigungsliste Frankenbergs werden ferner laengst ueberfaellige Software-Features wie das symmetrische Multiprocessing sowie ein native TCP/IP-Support stehen. Beide Merkmale sind, wie aus Kreisen von Novell verlautete, sowohl in Netware 4.1 als auch spaeter in Gemini realisiert.

In der ersten Fassung des zukuenftigen Produkts muessen Anwender, so die Information aus den Novell-Labors, noch zwischen dem Modus von Netware-4.1- oder Netware unter Unix waehlen.

Ende 1996 oder Anfang 1997 soll dann eine Version mit gemeinsamen Microkernel folgen, die den simultanen Betrieb von Netware und Unix erlaubt. Damit wird ein Hin- und Herschalten zwischen den Netzwerk-Betriebssystemen hinfaellig.

Der Vorteil des klassichen Netware liegt nach Meinung von Experten in seiner Schnelligkeit. Im Gegensatz dazu verlangsamt Netware unter Unix die Ablaeufe, ermoeglicht Nutzern aber den Einsatz saemtlicher Unix-Applikationen. Als weiteres Plus von Gemini sehen Experten den Umstand, dass kein konventioneller Speicherplatz in der Workstation des Users benoetigt wird. Infolgedessen steigen Leistung und Antwortzeiten im Netz.

Auf der Unix Expo duerfte Frankenberg ausserdem eine Reihe von Lizenzabkommen fuer Unix System V bekanntgeben, an dem Novell die Rechte besitzt. Einer der gehandelten Kandidaten ist Hewlett- Packard, nachdem Sun Microsystems bereits 1994 Lizenzgebuehren in Hoehe von 82,5 Millionen Dollar gezahlt hat. HP wird ein Interesse an System V nachgesagt, weil das Unternehmen die Entwicklung von 64-Bit-Spezifikationen fuer Unix-Schnittstellen unterstuetzt. Damit befindet sich HP unter anderem in Gesellschaft von Sun, IBM, DEC und Compaq, die alle einen einheitlichen Code befuerworten und Unix damit zu einer starken Konkurrenz fuer Windows NT erheben koennten. Aus einer solchen Entwicklung duerfte auch Novell seinen Nutzen ziehen.

Weitere fuer New York erwarteten Ankuendigungen sind Plaene ueber eine Version von Netware Directory Services fuer Windows NT sowie naehere Angaben ueber die Verfuegbarkeit der Netware Connect Services (NCS).