Gastkommentar

1000 Vorteile, doch keine Kunden

06.08.1999
Ingo Wenzel, Vorstandsmitglied der DAA Systemhaus AG, Hügelsheim

Um das Thema Dokumenten-Management (DMS) ist es mittlerweile ruhiger geworden: Internet, XML, E-Commerce etc. finden momentan mehr Aufmerksamkeit als die Frage, wie man Dokumente optimal verwaltet. Außerdem: Ist zu DMS nicht längst alles gesagt? Die Vorteile, von der Kostenersparnis bis zur effizienteren Ablauforganisation, werden ja nicht mehr ernsthaft bestritten; etliche Unternehmen setzen diese Systeme mit gutem Erfolg ein. Aber abgesehen von großen Organisationen sind DMS-Anwender immer noch Pioniere. Die meisten Firmen verwalten ihre Dokumente noch nach alter Sitte in wuchernden Verzeichnisbäumen, mit viel Handarbeit, natürlich ohne Workflow, ohne Integration in die übrige DV - kurz, mit Technologien von Anfang der 80er Jahre.

Warum aber scheuen sich viele Unternehmen, professionelles DMS zu betreiben? Vielleicht, weil zwischen Theorie und Praxis gerade in Sachen DMS eine auffällige Lücke klafft. Die Abschaffung der vertrauten Verzeichnisse, die Neuorganisation des gesamten Textwesens greifen in einen zentralen Bereich der Betriebsabläufe ein. Und da wiegen für potentielle Anwender die Gefahren eines Umbruchs anscheinend schwerer als alle Vorteile. Hier haben ohne Zweifel auch die Anbieter zuwenig Augenmerk auf die Migrationsprozesse gelegt.

Mancher sucht sein Heil heute darin, sich Trends der DV-Welt anzuschließen. Gewiß: DMS und XML, DMS und E-Commerce sind wichtige Punkte, über die sich nachzudenken lohnt. Aber auf diese Weise ist das entscheidende Missing Link zwischen DMS in der Theorie und DMS in der betrieblichen Praxis kaum zu finden. Diesem Thema muß sich die DMS-Welt künftig verstärkt zuwenden.