Enthüllungen über Pentagon-Datenbanken

10 000 Dossiers, 15 Millionen Namen

20.06.1975

WASHINGTON - Einer der stellvertretenden US-Verteidigungsminister, David O. Cooke, mußte vor einem Untersuchungsausschuß des Congreß zugeben, daß Dossiers über 10 000 amerikanische Bürger noch immer in Regierungscomputern gespeichert sind, obwohl ihre Vernichtung vor vier Jahren befohlen wurde. Es handelt sich um Informationen über Kriegsgegner, die bei Anti-War-Demonstrationen identifiziert werden konnten. Im Pentagon-Gegenspionage-Büro seien die Daten angeblich "irrtümlich" nicht gelöscht worden, weil die 1971 mit viel Publicity bekannt gegebene Vernichtungsorder von den Verantwortlichen entweder ignoriert oder vergessen wurde. Cooke mußte ferner mitteilen, daß das Pentagon einen "Defense Central Index of Investigation" in Fort Holabird, Maryland, auf Computern speichert, der 15 Millionen Namen umfaßt. Mindestens zwei Dutzend zivile Bundesbehörden haben Zugang zu diesen Daten.

In Boston wurde bekannt, daß Informationen aus diesem Index über das ARPA-Computerverbund-Netz des Pentagons an das Massachusetts Institute of Technology überspielt wurden, wo sie eine Projektgruppe empfing, die für die Armee an einem Datenbank-System für Dateien mit Vietnam-Kriegs-Gegner arbeitete. - m-