Profi-Tipps für CIO-Anwärter

Zwölf Regeln für den Aufstieg

02.05.2003
MÜNCHEN (CW) - Der Sprung auf die Management-Ebene (Stichwort "CIO") erfordert von IT-Fachleuten neben technischen vor allem strategische Fertigkeiten, um sich im Sitzungszimmer der Führungsetage zu empfehlen und zu behaupten. In Reminiszenz an den eigenen Werdegang hat Steve Williams, Senior Vice President und CIO des US-amerikanischen Bettenspezialisten Mattress Giant, zwölf Faustregeln zusammengestellt, die den Weg nach oben ebnen sollen.

1. CRM inside:

Ob Hausmeister oder CEO - jeder Mitarbeiter Ihres Unternehmens ist Ihr "Kunde" und sollte so behandelt werden, als könnte er über Ihr berufliches Wohl oder Wehe entscheiden. Diese wichtige, unter IT-Profis allerdings meist vernachlässigte Grundhaltung gilt es zu verinnerlichen: Sie bestimmt ganz wesentlich, inwieweit Sie als potenzielle Führungskraft angesehen werden.

2. Die gleiche Sprache sprechen:

Sie müssen dazu in der Lage sein, auch mit technisch weniger versierten Gesprächspartnern effektiv zu kommunizieren. Wer zu keiner halbstündigen Unterhaltung mit den Chefs anderer Abteilungen fähig ist, hat geringe Chancen, in die Führungsetage aufzusteigen. Machen Sie sich den Umgang mit möglichst vielen Non-IT-Managern, -Leitern und -Führungskräften zur Gewohnheit und sprechen Sie dann nicht über Technik. Stattdessen gilt es, Interesse an aktuellen und für die Funktion Ihres Gesprächspartners bedeutenden Themen zu zeigen. Dazu zählen Fragen wie: "Wie lief die Fokusgruppe gestern Abend?" oder: "Haben Sie auch festgestellt, dass sich die Mitarbeitermotivation in unseren Außenstellen deutlich verbessert hat?"

3. Aufbau einer Servicekultur:

Bestehen Sie bei allen Personen, die direkt an Sie berichten, auf der CRM-Grundhaltung (siehe 1.). Im Klartext: Keine Toleranz bei schlechtem Kundenservice und stetiges Bemühen um guten Service. Die Umsetzung dieser Werte schafft nicht nur eine erstklassige Servicekultur, sondern hilft Ihnen gleichzeitig beim Aufbau Ihrer Glaubwürdigkeit als Manager.

4. Das Team ist alles:

Vergessen Sie nicht, dass auch Ihre Arbeitnehmer Ihre "Kunden" sind und dass diese Erkenntnis auch den Umgang mit Ihren Untergebenen bestimmen sollte. Denn man trifft sich im Leben immer zweimal: Wer etwa seinen ehemaligen Vorgesetzten als Arbeitnehmer vor sich hat, erinnert sich sehr wohl, wie er seinerzeit behandelt wurde. Dabei spielt es keine Rolle, auf welcher Stufe der Firmenhierarchie Sie sich befinden. Respekt für Ihre Untergebenen zeigt darüber hinaus dem oberen Management, dass Sie über Führungsqualitäten verfügen - ebenfalls eine Seltenheit bei IT-Profis.

5. Bahnhof?

Reden Sie Ihren Gesprächspartner niemals unter den Tisch. Eine einzige herablassende Bemerkung kann Jahre harter Lobby-Arbeit zunichte machen.

6. Follow-up um jeden Preis:

Das Nachfassen ist wichtiger als alle technischen Qualifikationen. Viele talentierte Mitarbeiter sind gescheitert, weil sie dieses Prinzip nicht verstanden oder vernachlässigt haben. Viel zu oft lösen IT-Mitarbeiter ein Problem oder schließen ein Projekt ab, ohne den "Kunden" wissen zu lassen, dass es tatsächlich vollbracht ist. Machen Sie auf erbrachte Leistungen aufmerksam und weisen Sie diese nach!

7. "Du wirst es nicht glauben...":

Kümmern Sie sich proaktiv und regelmäßig um Ihre "Kunden". Fragen Sie, wie es in ihrer Abteilung läuft, und bieten Sie von sich aus Ihre Hilfe an. Und dann beobachten Sie, wie es Ihrem Gegenüber angesichts dieses Serviceverständnisses die Sprache verschlägt.

8. Erwartungs-Management:

Überzogenes Engagement, jedoch unzulängliche Lösungen gehören zu den typischen Fallstricken im IT-Umfeld. Angesichts der angenehmen Adrenalinstöße, die sich bei der Aussicht auf potenzielle Problemlösungen einstellen, fällt es oft schwer, "Nein" zu sagen. Ist eine Zusage erst einmal erfolgt, gilt es sie aber auch zu erfüllen. Andernfalls enttäuschen Sie nicht nur den "Kunden", sondern outen sich auch noch als schlechter Planer. Letztere landen bei der Vergabe von Führungspositionen selten in der engeren Auswahl.

9. Finger weg von Firmenpolitik:

Halten Sie sich aus kleinlichen Streitereien innerhalb Ihres Unternehmens heraus. Tritt man dennoch an Sie heran oder werden Sie gegen Ihren Willen in eine Auseinandersetzung hineingezogen, schieben Sie eine Geschäftsreise vor, um sich zurückzuziehen. Bleiben Sie Sie selbst. Man wird Sie dafür respektieren, wenn die Schlammschlacht erst einmal beendet ist und sich die Staubwolke verzogen hat.

10. Finanzwissen - ein Muss:

Erfolgreiche Führungskräfte sind mit den Grundprinzipien der Finanzwelt vertraut. Ohne ein Basiswissen in Sachen Finanzbuchhaltung werden Sie auf der Karriereleiter über einen gewissen Punkt nicht hinauskommen. So sollten Sie etwa in der Lage sein, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Bilanzen zu lesen, die Wechselbeziehungen zwischen Bruttomarge und Absatz zu erkennen und darzulegen, wie sich fixe und variable Kosten auf die Profitabilität beziehungsweise Verschuldung Ihres Unternehmens auswirken. Nichts beeindruckt einen CEO, COO oder CFO mehr als ein IT-Mitarbeiter, der sich intelligent an einer Finanzdiskussion beteiligen kann.

11. Drahtloses Netz:

Pflegen Sie Ihre Kontakte zu ehemaligen Kollegen und Vorgesetzten. Treten Sie professionellen Verbänden bei und wirken Sie aktiv mit - es ist die Mühe wert. Sie werden auf diese Weise ein wertvolles Kontaktnetzwerk aufbauen.

12. Last, but not least:

Ob Sie nun tatsächlich den Schlüssel zur Cheftoilette erhalten oder zu dem Schluss kommen, dass das Leben im Großraumbüro doch seine Reize hat - rücken Sie niemals von Ihren ethischen Grundsätzen ab. (kf)