Sechs Jahre Verluste im Computergeschäft

Xerox wirft das Handtuch

01.08.1975

NEW YORK/DÜSSELDORF - Am 21. Juli platzte die Bombe: Die Xerox Corp. zieht sich aus dem Computergeschäft zurück. Chairman Peter McColough erklärte in New York: "Unser Eintritt ins Computer-Business war ein Fehler".

Noch in der Juli-Ausgabe der US-Fachzeitschrift "Datamation" hatte Xerox groß doppelseitig inseriert, in der Computerworld vom 23. Juli 1975 wurde über Produktankündigungen berichtet, im letzten Computerwoche-Berufsbarometer placierte die Rank Xerox GmbH ein Stellenangebot für einen Datenbankspezialisten. Jetzt ist alles aus. Lediglich Peripheriegeräte sollen weiter vertrieben werden.

1969 übernahm Xerox für spektakuläre 910 Millionen Dollar- -ein Preis, der die Branche überraschte - die Scientific Data Systems (SDS), El Segundo, die in Xerox Data Systems (XDS) umbenannt wurde. Bereits ein Jahr später war der neue Konzernbereich in roten Zahlen. Die Verluste akkumulierten sich in den sechs Jahren seit dem SDS-Ankauf auf 264 Millionen Dollar. Wie McColough weiter mitteilte erwartet Xerox in diesem Jahr einen Verlust von etwa 44 Millionen Dollar aus dem laufenden Computergeschäft, - im zweiten Quartal 1975 wurden bereits 84,4 Millionen Dollar in Vorwegnahme erwarteter Verluste aus dieser Geschäftsaufgabe abgeschrieben.

Zu wenig Marktanteil

Dabei machte Xerox Data Systems 1974 weltweit nur einen Umsatz von rund 70 Millionen Dollar (zwei Prozent des Xerox-Gesamtumsatzes von 3,58 Milliarden Dollar). Das entsprach zuletzt einem Weltmarktanteil von etwa 0,5 Prozent (1969 :1 ,5, 1971: 0,7) und genügte nicht, um profitabel zu werden.

Albert Greiner, Geschäftsführer der Rank Xerox GmbH, Düsseldorf, nannte gegenüber CW die Gründe: "Die schlechte Wirtschaftslage in den wichtigsten westlichen Industrieländern hat auch auf die Computer-lndustrie durchgeschlagen, inflationsbedingte Kostensteigerungen sowohl im Bereich Entwicklung als auch im Vertrieb konnten nicht aufgefangen werdem". Xerox, selbst Marktführer auf dem Kopiersektor, enthielt sich jeder Hinweise auf die Marktbeherrschung durch die IBM. Völlig konsterniert über die Rückzugsentscheidung waren die Mitarbeiter - rund 80 sind in Deutschland betroffen. Vertriebs-Chef Herbert Schmidt: "Kein Mensch versteht, was hier los ist".

Das die Xerox-Leute selber noch nicht wissen, was sie tun sollen, bestätigt Gerd Dittmann, Geschäftsführer des "Computer Dienstleistungscenter", Berlin, der erst vor kurzem ein 560 MP für 13 Millionen Mark bestellte: "Als ich am 23. Juli morgens in mein Büro kam, standen aber die Verkäufer von Control Data bereits auf der Matte".

Marktführer IBM dürfte allerdings über die Marktbereinigung bei den Mainframern angesichts seiner Antitrust-Probleme nicht besonders glücklich sein.