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Xerox will eine Milliarde Dollar einsparen

25.10.2000
Der angeschlagene US-Konzern Xerox will seine jährlichen Kosten um eine Milliarde Dollar senken und zudem Geschäftsbereiche und Investitionen für zwei bis vier Milliarden Dollar verkaufen.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der finanziell schwer angeschlagene US-Konzern Xerox will seine jährlichen Kosten um eine Milliarde Dollar senken und durch den Verkauf verschiedener Geschäftsbereiche und Investitionen zwischen zwei und vier Milliarden Dollar einnehmen. Dadurch hofft die "Document Company", die am gestrigen Dienstag erstmals seit 16 Jahren einen Verlust auswies, wieder die Gewinnzone zu erreichen.

Im dritten Fiskalquartal meldete das Unternehmen einen Nettoverlust von 167 Millionen Dollar oder 26 Cent je Aktie. Exklusive besonderer Belastungen durch Unregelmäßigkeiten im Mexiko-Geschäft belief sich das Defizit auf 20 Cent pro Anteilschein und lag damit am oberen Ende der Ergebniserwartungen, die Xerox vor kurzem publiziert hatte. Im Vergleichsquartal des Vorjahres erwirtschaftete die in Stamford, Connecticut, ansässige Firma noch einen Nettogewinn von 339 Millionen Dollar oder 47 Cent je Aktie. Der Umsatz enttäuschte die Wallstreet: Die Einnahmen gingen gegenüber 1999 um vier Prozent auf 4,46 Milliarden Dollar zurück.

Xerox kam nicht nur durch die zunehmende Konkurrenz von Unternehmen wie Canon in die Bredouille, sondern stellte sich in vielerlei Hinsicht selbst ein Bein. So misslang beispielsweise eine im vergangenen Jahr durchgeführte Reorganisation der Verwaltungszentren. Das Unternehmen musste unlängst sogar seinen Kreditspielraum bei den Banken nutzen, um die laufenden Kosten zu decken (Computerwoche online berichtete).

Firmenchef Paul Allaire bezeichnete das jüngste Quartalsergebnis als "unakzeptabel" und kündigte massive Restrukturierungsmaßnahmen an, um wieder schwarze Zahlen zu schreiben und die Unternehmensschulden von rund 18 Milliarden Dollar zu senken. Eine Milliarde Dollar oder sechs Prozent der laufenden Kosten sollen jährlich eingespart werden. Analysten vermuten, dass dabei rund 5000 Angestellte oder fünf Prozent der gesamten Belegschaft ihren Job verlieren werden. Weitere Erlöse will Xerox mit der Veräußerung seines 50-prozentigen Anteils an Fuji Xerox, einem Joint Venture mit Japans Fuji Photo Film, einnehmen. Zudem stehen der Verkauf des Spezialdruckerherstellers XESystems, der Softwarefirmen Inxight und Content Guard sowie das Büroausrüstungsgeschäft in China zur Debatte. Xerox sucht ferner nach Partnern für die noch defizitäre Tintenstrahldrucker-Division.

Last, but not least soll das Finanzierungsgeschäft des Kopiererriesen, das 60 Prozent der rund 18 Milliarden Dollar hohen Unternehmensschulden verursachte, abgestoßen werden. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" verhandelt Xerox in dieser Angelegenheit derzeit mit General Electrics Einheit GE Capital.

Viele Analysten stehen den jüngsten Ankündigungen eher skeptisch gegenüber. Sie bemängeln, dass Xerox keinen genauen Zeitplan für seine Restrukturierungsmaßnahmen bekannt gab. Schon in der Vergangenheit habe der Konzern Änderungen versprochen, die jedoch nie ausgeführt wurden. In einer Pflichtveröffentlichung bei der US-Börsenaufsicht musste das Unternehmen nun zugeben, dass weder die 1998 angekündigten Einsparungen von 1,1 Milliarden Dollar noch die in diesem März versprochenen Kostensenkungen von 300 Millionen Dollar vollständig erreicht wurden.