Kolumne

Wer IT sagt, muss Business denken

02.05.2006

Die meisten CIOs sehen sich heute eher auf der Business- als auf der Technologieseite. Wobei einige diesen Schritt nur halbherzig vollzogen haben. Mitunter klingt es eher wie ein Lippenbekenntnis, wenn sie davon sprechen, dass man Verständnis haben müsse für die "Schmerzen des Business". Manchmal beschleicht einen der Eindruck, dass diese CIOs aufgegeben haben. Sie halten zwar eine Management-Position, sind aber der Rolle des klassischen IT-Leiters verhaftet, der immer schon dafür gesorgt hat, dass die Infrastruktur funktioniert. Er hat die Rechner- und Netzkapazität angepasst und die fälligen Release-Wechsel der Software ordentlich geplant und ausgeführt. Aber im Grunde sieht er die Geschäftsseite als etwas Störendes an oder gar als Feind. Dann nämlich, wenn sie das Budget kürzt oder Anpassungen in zu kurzer Zeit verlangt.

Doch auch die CIOs, die sich auf der Geschäftsseite sehen, interpretieren Business unterschiedlich. Die einen verstehen Business-Orientierung als eine bestimmte Herangehensweise an die IT. Sie versuchen sie wie eine ganz normale Geschäftseinheit zu managen. Dabei stehen jedoch Budget- und Kostenüberlegungen im Vordergrund, strategisches Denken kommt dabei oft zu kurz. Die alles treibende Frage lautet: Wie viele der gestellten Anforderungen können erfüllt werden, ohne den gesteckten Budgetrahmen zu überschreiten? Diese CIOs sind ewig Getriebene. Das Geld ist einfach immer zu knapp bemessen, um einerseits den ständigen Optimierungshunger der Fachbereiche zu befriedigen und andererseits einen reibungslosen Betrieb der Infrastruktur und der Kernapplikationen sicherzustellen. Aus diesem Dilemma resultieren eine ständige Unzufriedenheit der Fachabteilungen mit der IT und eine mit der Zeit immer tiefer greifende Frustration auf der IT-Seite, die sich aus dem strukturellen Unvermögen nährt, den Anforderungen der Business-Seite gerecht zu werden.

Richtig verstandene Business-Orientierung weist mehr Facetten auf als Budget und Kosten. Sie hat vor allem nichts mit der Verleugnung der Technik als Enabler oder Treiber zu tun. Sie speist sich sogar aus diesem Anspruch. Nur wird nicht mehr gefragt, was Technologie kann, sondern wie sie sich einsetzen lässt, um das Geschäft zu unterstützen oder neue Möglichkeiten zu erschließen.

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