Weniger Web-Pleiten als befürchtet

21.09.2001
Angesichts der geplatzten Dotcom-Blase haben viele europäische Internet-Firmen ihre Prioritäten neu gesetzt: Oberste Gebote sind derzeit eine bessere Kostenkontrolle und Profitabilität. Die Zahl der Insolvenzen ist laut Pricewaterhouse-Coopers geringer als befürchtet.

"Mehr verkaufen, weniger ausgeben": Lange Zeit war diese Devise für Internet-Firmen nur schwer umsetzbar. Jetzt aber, so scheint es, hat zumindest die europäische Internet-Szene begriffen, dass es ohne Instrumentarien der Old Economy nicht geht. Strikte Kostenkontrolle sowie die Gewinnung neuer Kunden und deren möglichst langfristige Bindung ist nach einer Umfrage unter Führungskräften von 400 Dotcom-Firmen vorrangiges Geschäftsziel.

Von den bereits im Juli 2000 befragten westeuropäischen Internet-Unternehmen sind noch rund 90 Prozent am Markt vertreten. In Deutschland sind noch 95 Prozent der vor einem Jahr untersuchten Firmen präsent. In Deutschland arbeiten bereits 66 Prozent der Dotcoms gewinnbringend, in den Niederlanden sind es 61 und in Frankreich 49 Prozent. Schlusslicht im europäischen Vergleich ist Großbritannien, wo nur 24 Prozent der Internet-Firmen Profit erwirtschaften.

Aufgrund der veränderten Marktsituation haben 24 Prozent der befragten Dotcom-Manager ihr ursprüngliches Geschäftsmodell geändert. Regional gehen die Vorstellungen, wie Gewinne erzielt werden können, auseinander. 32 Prozent der deutschen und 24 Prozent der britischen Führungskräfte konzentrieren sich auf eine Senkung ihrer Kosten. Die Franzosen setzen verstärkt auf eine Verbesserung der Produktqualität (22 Prozent) und die niederländischen Dotcom-Manager halten intensiveres Marketing für die Lösung (34 Prozent).

Die Konjunkturbereinigung hatte jedoch auch Auswirkungen auf die Personalsituation der Internet-Firmen. Vor einem Jahr wollten noch 78 Prozent der befragten Firmen neue Mitarbeiter einstellen. Allerdings setzten nur 35 Prozent dieses Ziel in die Tat um. Bezüglich der Führungspositionen haben sich die Anforderungen ebenso verändert: Statt Flexibilität, Kreativität und Risikobereitschaft zählt den Auguren zufolge nun Management-Erfahrung.

Da es jedoch schwer ist, qualifizierte Führungskräfte zu rekrutieren, seien viele Top-Positionen in Dotcoms derzeit mit Interims-Managern besetzt. Die Pricewaterhouse-Coopers-Studie "Rückbesinnung auf die Fundamentaldaten - Dotcom-Firmen werden erwachsen" kann im PDF-Format kostenlos im Internet heruntergeladen werden. Die im vergangenen Jahr veröffentlichte Untersuchung hieß "After the Goldrush - the Dotcom Dilemma".