Weltmarktsituation bereitet deutschem Datenträger-Hersteller Kummer:BASF will Erosion der Marktanteile stoppen

20.11.1987

MANNHEIM (vwd) - Der seit Jahren anhaltende Preisverfall bei Magnetbandkassetten und Disketten hat In diesem Jahr mit 30 Prozent einen neuen Höhepunkt erreicht. Professor Manfred Heckle, Chef des BASF-Bereichs Informationssysteme, rechnet für die nächste Zeit mit einer "Abflachung" des Preisrückgangs; das Betriebsergebnis sei in dieser Sparte "nicht zufriedenstellend".

Der Wettbewerb werde vorerst scharf bleiben, zumal neben den am Markt dominierenden US-amerikanischen Herstellern die - im Gegensatz zu Audio/Video - noch relativ unbedeutenden japanischen und koreanischen Produzenten in den kommenden Jahren sicher ein Wort mitreden werden. Es bleibe zu hoffen, so Heckle in einem Gespräch mit den Vereinigten Wirtschaftsdiensten (vwd), daß sich die fernöstlichen Hersteller auf die Regeln eines fairen Wettbewerbs besinnen.

Der sowohl durch den Aufbau großer Kapazitäten als auch durch den technischen Fortschritt ausgelöste Ertragsdruck habe in den USA eine hektische Firmen- und Standortkonzentration ausgelöst, die auch in den nächsten Jahren anhalten werde Als Beispiele nannte Heckle die Übernahme von Verbatim, Wabash und Dysan durch Kodak, Shape und Xidex. In der Bundesrepublik beherrschen die US-Anbieter 50 Prozent des Computerband-Markts einschließlich Magnetbandkassetten (bedingt durch die IBM-Einführung) sowie knapp 40 Prozent bei Disketten.

Speichermarkt wird auch weiterhin wachsen

Mit einem weltweiten Marktvolumen von jeweils 30 Millionen Computerbändern und Kassetten sowie 1,3 Milliarden Disketten im Jahr als "obere Grenze" gilt der Markt für Datenmassenspeicher nach wie vor als wachstumsstark. Während beim mehr als 25 Jahre "alten" Computerband jährliche Nachfragerückgänge von 8 bis 10 Prozent erwartet werden, wird bei Kassetten und Floppy-Disks weiterhin mit Zuwachsraten von 15 Prozent gerechnet. Der BASF-Manager begründet das starke Wachstum mit dem seit Jahren steigenden Archivierungsbedarf und dem Umstellungsprozeß auf verbesserte Techniken, der sich in der Folge jedoch verlangsamen werde.

Auf diesem schnellebigen Markt sieht die BASF, die - ausschließlich markenorientiert - ihren Weltmarktanteil bei den Segmenten Computerband und Magnetbandkassetten mit jeweils 20 Prozent sowie bei Floppy-Disks mit unter 10 Prozent angibt, im Chemie- und Forschungsverbund sowie in der Querverbindung zum Audio-/Video-Bereich deutliche Vorteile gegenüber ihren Wettbewerbern. Zudem sei die Standort und Produktionsstruktur, auch im Niedrigkostenbereich, besser als bei den meisten Konkurrenten. Die BASF werde sich wehren und sich keine Marktanteile wegnehmen lassen, versicherte Heckle.

Dollarverfall schlägt aufs Ergebnis durch

Der Umsatz des Konzerns mit magnetischen Speichermedien wird den Angaben zufolge 1987 um 8 Prozent auf gut 1,3 Milliarden Mark, davon 25 Prozent aus EDV-Produkten, zurückgehen. Der Dollarverfall, der die US-Konkurrenz begünstigt, habe durch die beachtliche Mengensteigerung (im EDV-Bereich Disketten plus 40 Prozent, Magnetbandkassetten über 100 Prozent, Computerband minus 5 Prozent) nicht aufgefangen werden können. Angesichts des im Kostenvergleich überproportionalen Preisverfalls habe sich das Spartenergebnis gegenüber 1986 verschlechtert. Es liegt laut Heckle "unter dem Durchschnitt der BASF" und wird als nicht zufriedenstellend bezeichnet. Heckle räumt dem Magnetband nach dem heutigen Verständnis physikalischer Grenzen noch eine Zukunft von mindestens 15 Jahren ein. Auf die optische Speicherung, deren Technologie noch einen langen Weg vor sich habe, bereite sich die BASF durch Forschungsprojekte vor.