Was IT-Manager verdienen

03.04.2003
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Konjunkturflaute hin, IT-Krise her: In der IT-Branche ist immer noch eine Menge Geld zu verdienen, so zeigt die jüngste Gehaltsstudie von Towers Perrin und COMPUTERWOCHE. Allerdings wächst der erfolgsabhängige Anteil der Vergütung in diesen Zeiten schneller als das Grundgehalt.

Seit fünf Jahren untersucht die COMPUTERWOCHE die Gehälter der IT-Spezialisten. Diesmal stand die Vergütung der Manager im Fokus der Betrachtung. Unternehmen der Hightech-Branche wurden ebenso nach den Einkommen ihrer Führungskräfte befragt wie Anwenderfirmen zu den Gehältern ihrer IT-Manager. An der Untersuchung, die in Zusammenarbeit mit der weltweit agierenden Management- und Vergütungsberatung Towers Perrin erfolgte, beteiligten sich 97 Firmen, die zu 90 Prozent aus dem IT- und TK-Sektor kommen und zu zehn Prozent aus dem Anwenderumfeld. Bei den IT-Unternehmen unterteilt die Studie in die Branchen Telekommunikation, Halbleiterindustrie, Softwarehäuser, Hardware und IT-Dienstleistungen. Auf der Anwenderseite berücksichtigte die Studie vor allem Konzerne der Automobil- und Zulieferindustrie, aus dem Maschinen- und Anlagenbau, Finanzdienstleister sowie Chemie- und Medienunternehmen.

3,7 Prozent mehr Geld IT-Führungskräfte müssen auch in schwierigen Zeiten nicht darben. So steigen die Gehälter in diesem Jahr nach aktuellen Berechnungen der Vergütungsberatung Towers Perrin um 3,7 Prozent. Einschränkend fügen die Frankfurter Berater hinzu, dass ein Viertel der befragten Firmen ihren Managern eine Nullrunde verordnete. Außerdem wurden in einem Drittel der Unternehmen Beförderungen ohne Gehaltserhöhungen vorgenommen. Im vergangenen Jahr stiegen die Gehälter um 3,4 Prozent und in den beiden davor liegenden Jahren um je fünf Prozent.

IT-Hersteller zahlen besser als Anwender

Abgefragt wurden die Gehälter der Bereichs-, Abteilungs- und Gruppenleiter, zusätzlich noch die der Key-Account-Manager und Vertriebler, der Projektleiter und in einer gesonderten Auswertung die der Unternehmensleiter.

Unter Bereichsleitern schneiden die der Halbleiterindustrie mit einem Grundgehalt von 105.000 Euro am besten ab. Es folgen die in Softwarehäusern beschäftigten mit 103.000 Euro Jahresgehalt sowie die der TK-Branche mit 98.000 Euro. Schlusslicht sind die Anwenderfirmen, die ihren Bereichsleitern 94.000 Euro im Jahr bezahlen. Anders sieht die Reihenfolge aus, wenn neben dem Grundgehalt auch die variablen Anteile eingerechnet werden. Beim so genannten Zielgehalt liegen die Bereichsleiter der Softwareindustrie mit 140.000 Euro Jahresgehalt vorn, gefolgt von denen der IT-Dienstleister und der Halbleiterindustrie mit jeweils 130.000 Euro. Bei Softwareunternehmen macht also der variable Anteil über ein Drittel des Salärs aus, selbst bei den Anwenderfirmen sind es im Durchschnitt rund 25 Prozent.

Das Grundgehalt umfasst alle festen Gehaltsbestandteile, die nicht durch die Leistung beeinflusst werden. Ein dreizehntes oder vierzehntes Monatsgehalt sowie Weihnachts- und Urlaubsgeld sind also eingeschlossen. Das Zielgehalt hingegen bildet die Summe aus dem Grundgehalt und variablen Bestandteilen wie Provisionen, Gewinnbeteiligungs-, Management- oder Leistungsboni.

Abteilungsleiter verdienen deutlich weniger

IT-Führungskräftegehälter in Deutschland 2003

Die Halbleiterindustrie zahlt das höchste Grundgehalt, die Softwarehäuser den höchsten variablen Anteil.

In der Gruppe der Abteilungsleiter sind die Unterschiede beim Grundgehalt im Branchenvergleich nicht mehr so hoch. Sie liegen zwischen 76.000 Euro beim Anwender und in der Hardwareindustrie und 84.000 Euro in der Halbleiterbranche. Abteilungsleiter verdienen also deutlich weniger als Bereichsleiter - im Extremfall (Softwareindustrie) bis zu einem Drittel. Auch der variable Anteil fällt für die Abteilungsleiter etwas geringer aus als für ihre Chefs. Er liegt bei maximal 22 Prozent in der Softwareindustrie und zwölf Prozent in der TK-Branche, bei den Anwendern macht der leistungsbezogene Anteil 17 Prozent aus.

Der Gruppenleiter, eine Hierarchiestufe unterhalb des Abteilungsleiters, bewegt sich mit seinem Grundgehalt im Durchschnitt zwischen 64.000 Euro (Anwender, Softwarehaus) und 73.000 Euro (IT-Dienstleister). Er verdient damit im Durchschnitt etwa 15 Prozent weniger als sein direkter Vorgesetzter. Ausreißer ist die TK-Industrie, wo bei einem Grundgehalt von 65.000 Euro die Spanne zwischen Gruppen- und Abteilungsleiter 24 Prozent beträgt.

Eines zeigte die von Towers Perrin vorgenommene Untersuchung sehr deutlich: Je niedriger der Mitarbeiter in der Hierarchiestufe steht, desto geringer fällt der variable Anteil seines Gehaltes aus. Im Durchschnitt haben etwa Gruppenleiter einen variablen Anteil von zehn Prozent, Ausreißer ist auch hier die Softwareindustrie, in der der variable Anteil ein Viertel des Zieleinkommens ausmacht.

Eine Erklärung dafür ist, so Towers-Perrin-Vergütungsexperte Dirk Ewert, der etwas höhere Anteil amerikanischer Softwarehäuser an der Studie, die traditionell leistungsbezogener bezahlen als deutsche Unternehmen. Etwa auf der Stufe des Gruppenleiters liegt der Projektleiter, der ein Grundgehalt von 63.000 Euro (Softwareindustrie) bis 69.000 Euro (Hardware, IT-Dienstleistungen) erreicht. Obwohl von dieser Berufsgruppe ein Höchstmaß an technischer, betriebswirtschaftlicher und sozialer Kompetenz verlangt wird und auch der Projektdruck ständig zunimmt, wird der erfolgsabhängige Anteil eher gering gehalten. IT-Dienstleister zahlen im Durchschnitt nur zwei Prozent Bonus. Da zeigen sich Anwender mit fast zehn Prozent und Softwarehäuser mit 15 Prozent Bonus schon großzügiger.

Vergleichsweise niedrig sind traditionell die Grundgehälter der Key-Account-Manager und der Vertriebler, dafür erreichen sie aber hohe Zieleinkommen. Erstere verdienen durchschnittlich knapp über 55.000 Euro und können diesen Betrag, beispielweise in einem Softwarehaus, verdoppeln. Die Verkäufer liegen im Grundgehalt um zehn Prozent niedriger, aber auch sie erreichen mitunter das Doppelte - vor allem bei IT-Dienstleistern ist das der Fall.

Kein Bonus bei schlechter Leistung

Grundsätzlich lässt sich feststellen, so die beiden Autoren der Studie, Laurent Grimal und Dirk Ewert, dass die Unternehmen ihre Vergütung verstärkt an Leistungs- und Erfolgskriterien ausrichten. Personaler in Großunternehmen, das zeigte eine Kurzbefragung der COMPUTERWOCHE, reden darüber jedoch nicht so gern. Man arbeite, so der Tenor der Gespräche, an neuen Modellen, die eine größere Differenzierung der Einkommen erlaubten. Konkret bedeutet das nach Einschätzung der Towers-Perrin-Experten, dass Firmen zunehmend „echte Variabilität“ anstreben. Dazu gehöre auch, dass bei schwacher Leistung überhaupt kein Bonus gezahlt werde. Hinter diesen Anstrengungen der Firmen steht offenkundig das Ziel, Gehälter stärker in Relation zur wirtschaftlichen Entwicklung zu setzen.

„Unternehmen versuchen die Sünden aus den Boom-Jahren der Dotcom-Ära auszumerzen“, kommentiert Ewert dieses Verhalten. Fach- und Führungskräfte, die weit über den historisch gewachsenen Gehaltsstrukturen ihres Arbeitgebers liegen, würden „in ein moderates Vergütungsumfeld zurückgeführt“. „In diesen schwierigen Zeiten versuchen Arbeitgeber, durch eine stärkere Differenzierung die Leistungsträger stärker zu fördern“, ergänzt Grimal. „Pauschale Gehaltserhöhungen gibt es immer seltener.“ Ewert fügt hinzu: „Um die Besten an das Unternehmen zu binden, wird das Budget für Gehaltserhöhungen häufig nur auf diese Gruppe verteilt.“ Dem Frankfurter Berater sind Firmen bekannt, die allen Mitarbeitern eine ein- bis zweiprozentige Gehaltserhöhung zukommen ließen, aber den Topmitarbeitern noch einmal zwei Prozent drauflegten.

Große Unterschiede im variablen Gehalt

Das Münchner Softwarehaus Ixos AG etwa zählt zu den Unternehmen, die sich bei der Vergütung nicht länger Daumenschrauben anlegen lassen wollen. War die Gehaltserhöhung bisher mehr oder weniger nach dem Gießkannenprinzip über alle Mitarbeiter verteilt worden, geht Personalchef Manuel Dohr in Abstimmung mit dem Management jetzt einen anderen Weg: Das Softwarehaus bildete Vergleichsgruppen, innerhalb derer ein Entwickler unter Umständen zehn Prozent erhalten und ein zweiter leer ausgehen konnte. Fakt ist, dass die oberen Führungskräfte in großen Unternehmen wesentlich besser verdienen als in kleinen und dass auch der variable Anteil bei den Topmanagern in Konzernen um einiges höher liegt als im Mittelstand. Towers Perrin hat die Gehälter der Führungskräfte in Unternehmen mit einem Umsatz von über einer Milliarde Euro denen mit einem Umsatz von weniger als 300 Millionen Euro

gegenübergestellt. In dieser Auswertung konnten auch die Unternehmensleiter berücksichtigt werden. Der Firmenchef im Mittelstand darf 129.000 Euro Grundgehalt nach Hause nehmen, sein Kollege im Konzern 250.000 Euro, also fast das Doppelte. Groß ist der Unterschied auch beim variablen Gehalt. Im Mittelstand macht er 43 Prozent aus, das heißt, der Chef kann sein Salär auf 185.000 Euro aufbessern. Im Großunternehmen beläuft sich der durchschnittliche Aufschlag auf 68 Prozent, so dass Topmanager 420.000 Euro kassieren. Dieses Untersuchungsergebnis kann Tim Ackermann, Personal-Manager bei der Deutschen Bank in Frankfurt, nur bestätigen. Er schränkt allerdings ein, dass der variable Anteil angesichts der schwierigen Situation auch bei seinem Arbeitgeber stark zurückgeht und das Interesse an einem hohen fixen Anteil groß geworden ist.

Im mittleren Management werden die Unterschiede zwischen den Gehältern in großen und kleinen Unternehmen geringer. Während die Spanne beim Bereichsleiter noch 70 Prozent ausmacht, liegt sie beim Abteilungsleiter nur noch bei 20 und beim Projektleiter nur bei sieben Prozent.

Keine Überraschung dürfte sein, dass ältere Manager in der gleichen Position mehr verdienen als ihre jüngeren Kollegen. Indes wird derjenige „bestraft“, der auf der Karriereleiter stehen bleibt. Auf Bereichsleiterebene macht der Unterschied zwischen einem 30-Jährigen (Grundgehalt 68.000 Euro) und einem 50-Jährigen immerhin satte 60 Prozent aus. Viel geringer ist dieser Unterschied beim Gruppenleiter. Er startet mit 62.000 Euro relativ hoch im Vergleich zu seinem Kollegen zwei Hierarchiestufen darüber, erreicht aber als 50-Jähriger ein Einkommen von 71.000 Euro, also ein Plus von nur rund 15 Prozent.

Untersucht wurde auch die Frage, in welcher Stadt die höchsten Gehälter gezahlt werden. Hier liegt Frankfurt am Main eindeutig vorne. Bereichsleiter streichen in der Bankenmetropole 123.000 Euro Grundgehalt ein, inklusive variablem Anteil sind es 141.000 Euro. Es folgen die Städte Düsseldorf mit 102.000 Euro Grundgehalt (128.000 Euro Zielvergütung) und München mit 96.000 Euro (Zielgehalt 120.000 Euro). Im europäischen Vergleich befinden sich Deutschlands Metropolen im oberen Viertel. Vorne liegen Städte wie London, Zürich, Kopenhagen und Stockholm.

Auch im Ländervergleich stehen Deutschlands Manager gut da. Zwar sind die Schweizer Bereichsleiter die Bestbezahlten in Europa mit einem Grundgehalt von 124.000 Euro (Zielgehalt 149.000 Euro). Aber bereits nach den zweitplatzierten dänischen Chefs mit 107.000 Euro (Zielgehalt 143.000 Euro) folgen die Deutschen, die 97.000 Euro (Zielgehalt 120.000 Euro) im Jahr in der Tasche haben. Schlusslicht in Westeuropa sind die Holländer mit 84.000 Euro (Zielgehalt 106.000 Euro) und die Portugiesen mit 72.000 Euro (Zielgehalt 95.000 Euro).

Osteuropas Manager verdienen noch wenig

Konkurrenzlos günstig aus Sicht westeuropäischer Arbeitgeber sind Führungskräfte aus Osteuropa. Towers Perrin hat zunächst in seiner Statistik nur die angehenden EU-Länder Polen, Tschechien und Ungarn erfasst. Am besten bezahlt werden noch die Chefs in Tschechien mit 57.000 Euro (Zielgehalt 71.000), gefolgt von Polen mit 55.000 Euro (Zielgehalt 68.000 Euro) und Ungarn mit 42.000 Euro (Zielgehalt 54.000 Euro). Allerdings muss man bei diesen Zahlen einen Abschlag von rund zehn Prozent vornehmen, sagt Grimal, da sich an der Studie auch einige Tochterunternehmen westeuropäischer Firmen beteiligt haben, die besser zahlten als einheimische Arbeitgeber. Noch niedriger liegen die Gehälter in Ländern wie Russland, Bulgarien und Rumänien, die zunehmend als verlängerte Werkbank westeuropäischer Firmen fungieren.

Internationale Erfahrung wird kaum honoriert

Internationale Erfahrung macht sich auf jeden Fall im Einkommen positiv bemerkbar, allerdings nicht sehr stark. Verdient ein Bereichsleiter in einem nur in Deutschland tätigen Unternehmen 93.000 Euro (Zielgehalt 124.000 Euro), so kann er damit rechnen, wenn er zusätzlich ausländische Niederlassungen übernimmt oder auf europäischer Ebene Verantwortung trägt, auf 104.000 Euro zu kommen (Zielgehalt 125.000 Euro). Allerdings macht diese internationale Verantwortung auf allen Hierarchiestufen im Durchschnitt lediglich ein Gehaltsplus von zehn Prozent aus. (hk)

Gehaltsratgeber Gehaltswünsche gehören zu den heiklen Gesprächsthemen mit Vorgesetzten. Momentan gestalten sich solche Verhandlungen noch schwieriger. Die Frage: „Wie viel kann ich verdienen?“ verliert aber deshalb nicht ihren Reiz. Vom 17. bis 30. März beantworten Dirk Ewert und Laurent Grimal in unserem Online-Karriere-Ratgeber unter http://www.computerwoche.de/rg Leserfragen zum Salär von IT-Experten. Die Vergütungsexperten Ewert und Grimal von Towers Perrin kennen das europäische Gehaltsgefüge aus zahlreichen Studien. Beide können unseren Lesern Vergleichszahlen nennen und Hinweise geben, anhand derer sie das eigene Gehalt und Zusatzleistungen mit dem Marktüblichen vergleichen können. Der 36-jährige Ewert arbeitet seit rund 15 Jahren in der Personalberatung. Als studierter Diplomkaufmann, -volkswirt und Informatiker kennt er die Branche bestens. Bei Towers Perrin verantwortet der Manager das

zentral- und osteuropäische Datenbankgeschäft. Dazu gehören Gehaltsstudien für unterschiedliche Branchen. Sein 24-jähriger Kollege Grimal betreut und leitet seit zwei Jahren als Survey-Manager die zentraleuropäische Gehaltsstudie Insite, die Einkommen von Mitarbeitern in der IT- und Telekommunikationsindustrie untersucht. Der Diplomkaufmann verfügt außerdem über einen MBA-Abschluss und ein Diplom der französischen Business School ESCP-EAP. Die beiden Gehaltsexperten stehen für alle Fragen zur Vergütung von IT-Mitarbeitern und -Managern zur Verfügung.