E-Learning/Kommentar

Warten auf den Durchbruch

01.06.2001
Hans Königes Redakteur CW

Wahrscheinlich sind nirgends die Wünsche und Visionen der Anbieter und Hersteller so weit von der täglichen Anwenderrealität entfernt wie beim Thema E-Learning. Da sprechen Analysten von einem Milliardenmarkt, der in den nächsten Jahren entstehen soll, da werden Lernplattformen mit immer neuen Merkmalen ausgestattet und Web-Kurse immer aufwändiger produziert. Damit keine Missverständnisse entstehen: Natürlich hat sich in den letzten Jahren in puncto elektronisches, interaktives Training sehr viel getan.

Lernen und arbeiten wachsen zusammen, das macht es schon im Ansatz schwierig, den Begriff E-Learning überhaupt zu definieren. So trifft man Manager im ICE, die sich gerade auf ihrem Notebook die Rede ihres großen amerikanischen Häuptlings anschauen, um auf dem neuesten Informationsstand bezüglich Unternehmensstrategie zu sein, oder ein Entwickler sucht die Lösung seines Problems via Internet, indem er sich mit Gleichgesinnten in einem Forum austauscht.

Die große Herausforderung besteht allerdings darin, Heerscharen von Mitarbeitern via Web-based Traning (WBT) am Arbeitsplatz zu schulen. Das würde, so glauben die Betriebe, richtig viel Geld sparen. Es laufen auch eine Menge viel versprechender Projekte, aber die großen Erfolgsstories sind eher die Ausnahme - verständlichweise. Denn, so formulierte es mal ein Bank-Manager: Kann ich meinem Mitarbeiter zumuten, nachdem er viele Stunden konzentriert die Kunden beraten hat, abends sich noch eine halbstündige WBT-Sequenz "reinzuziehen"? Es liegt also an den Unternehmen, die nötigen Rahmenbedingen zu schaffen, damit E-Learning möglich wird, am Mitarbeiter, dass er sich aktiv um seine Weiterbildung kümmert und nicht auf die Vorgaben des Chefs wartet, und schließlich an den Anbietern selbst, Lernprogramme zu schaffen, mit denen man gerne arbeitet.