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Weniger ist mehr

Video-Portale vergraulen Nutzer mit Werbung

29.10.2008
Von pte pte
Die Video-Streaming-Plattform Hulu geht behutsam mit Werbeeinblendungen um. Ihre Betreiber sehen dies als einen Schlüssel für den Erfolg.

Die US-amerikanische Videostreaming-Plattform Hulu feiert heute ihr einjähriges Bestehen. Das als Joint Venture von NBC Universal und Rupert Murdochs News Corporation gegründete Portal ist seit seinem Start kontinuierlich gewachsen und nimmt heute laut Zahlen von Nielsen Online Rang sechs unter den Videoseiten in den USA ein. Alleine im Monat September haben sich 6,3 Millionen Nutzer rund 142 Millionen Streams aus dem Hulu-Angebot angesehen. Wie die "New York Times" berichtet, dominiert die Seite damit den Markt für werbefinanzierte Streaming-Videos im Netz. Ausschlaggebend für die enorme Beliebtheit des Videoportals ist dabei laut Bericht der innovative, reduzierte Einsatz von Online-Werbung auf der Plattform. So haben Besucher der Seite etwa die Möglichkeit, die Art und Weise der Werbeeinschaltungen auf ihre individuellen Wünsche zuzuschneiden, diese zu bewerten oder sich während der kommerziellen Unterbrechung mit interaktiven Spielen abzulenken.

"Neben der einfachen Handhabung unseres Interfaces legen wir besonderen Wert auf die Erfahrung, die der User auf unserer Seite mit Werbung macht", erklärt Hulu-CEO Jason Kilar gegenüber der "New York Times". Im Gegensatz zu anderen Anbietern setze das Videoportal in dieser Hinsicht auf eine "Weniger ist mehr"-Strategie. "Wir schalten nur eine einzige Werbung während der Pausen der Beiträge", betont Kilar. Der Nutzer werde so beispielsweise während einer halbstündigen Sendung lediglich mit insgesamt rund zwei Minuten Werbung konfrontiert. Diese Strategie habe sich für das Videoportal bezahlt gemacht. "Von diesem Ansatz profitieren sowohl die Werbetreibenden als auch die User. Die Reduktion der Werbeeinschaltungen führt dazu, dass die gesehenen Spots besser im Gedächtnis der Nutzer hängen bleiben", erläutert Kilar. Deshalb gebe es derzeit auch keinerlei Pläne für eine Anhebung des Werbeaufkommens auf der Seite.

Zum Beleg, dass diese Strategie der Werbereduktion bei der User-Community sehr gut ankommt, verweist Kilar auf eine Untersuchung des US-Marktforschungsunternehmens Insight Express aus den Monaten Juli und August. Demnach gaben im Rahmen einer Befragung 76 Prozent der Hulu-Nutzer an, dass sie mit dem Werbeaufkommen auf der Plattform sehr zufrieden seien. Rund 17 Prozent sprachen sich sogar überrascht darüber aus, dass das kostenlose Videoangebot der Seite mit derart wenigen Werbeeinschaltungen finanzierbar sei. Auch was die Effektivität der gezeigten Werbung betrifft, scheint sich der Ansatz zu bewähren. So zeigten sich laut der Untersuchung Hulu-User im Durchschnitt um 28 Prozent gewillter, die beworbenen Produkte zu kaufen als bei vergleichbaren Anbietern.

Hulu hat mittlerweile in punkto Nutzerzahlen so populäre Portale wie ESPN, CNN, MTV oder Disney überholt und gehört nun zu den großen Playern im Online-Videostreaming-Geschäft. Unangefochtener Spitzenreiter in diesem Bereich bleibt aber weiterhin YouTube, das noch immer an die 20 Mal mehr Videostreams verbucht als jeder andere Anbieter in den USA. Eigenen Angaben zufolge hat Hulu derzeit rund 1.000 archivierte TV-Serien und 400 Beiträge in Spielfilmlänge im Programm. Die Nutzung der Streaminginhalte des Portals ist derzeit allerdings aus rechtlichen Gründen nur US-Bürgern möglich. (pte)