Application on Demand/Kommentar

Vertrauen schaffen

03.11.2000

Der Wachstumsmotor für Application-Service-Providing (ASP) wird in den nächsten Jahren anspringen und kräftig durchziehen. Wo die Zündung erfolgen soll, darin sind sich die Experten ebenfalls einig: Zunächst im unteren Segment des Mittelstands, der sich über ASP eine moderne IT-Infrastruktur zu kalkulierbaren Kosten mieten kann. Damit sei er in der Lage, sich auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren, ohne den Anschluss an den E-Commerce zu verlieren. Ungeklärt bleibt indes die Frage, womit ASP zünden wird. Produktions- und Logistikanwendungen erfordern oft einen zu hohen Anpassungsbedarf, weshalb Marktbeobachter eher geregelte Anwendungen aus dem Personal- und Finanzwesen favorisieren. Doch Umfragen zeigen, dass viele der potenziellen ASP-Kunden derart hochsensible Daten gar nicht außer Haus geben wollen.

Das Misstrauen hinsichtlich der Sicherheit und Verfügbarkeit von Daten sitzt tief. Erfahrungswerte fehlen schon für die ersten Schritte wie Partnerwahl und Vertragsgestaltung. Wer den klassischen Outsourcing-Markt kennt, weiß nur zu gut, dass eine nachlässige Projektvorbereitung so manchen Konflikt zwischen den Vertragsparteien und schlimmstenfalls das Scheitern des Projekts verursacht hat.

ASP-Anbieter sprechen von einer "partnerschaftlichen Vertrauensbasis". Doch was heißt das konkret? Erste Zertifizierungsinitiativen von Herstellern sollen hier Konturen schaffen, bislang bleibt aber im Dunkeln, was außer den eigenen Produkten tatsächlich geprüft wird. Soll der ASP-Markt gelingen, werden die Hersteller angesichts der diffusen Situation mehr Entgegenkommen signalisieren müssen: Abgesehen von günstigen Einstiegskonditionen gehören dazu Vertragsklauseln, die die Unwägbarkeiten des Neulands berücksichtigen, dem Anwender im Fall eines unvorhergesehenen Projektverlaufs keine Fesseln anlegen und im Bedarfsfall auch eine "partnerschaftliche" Rückführung der IT ermöglichen. ue