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Thema des Tages

Telekom kauft One2One - ein Notnagel?

06.08.1999
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Gerüchte der vergangenen Wochen haben sich bestätigt: Die Deutsche Telekom will für 8,4 Milliarden Pfund (24,74 Milliarden Mark) den britischen Mobilfunkanbieter One2One übernehmen, der bisher je zur Hälfte Cable & Wireless und MediaOne gehört. Die Telekom hat sich damit gegen eine Reihe prominenter Konkurrenten durchgesetzt, darunter der einstige Partner France Télécom sowie Mannesmann und MCI Worldcom.

Der Bonner Carrier zahlt nach eigenen Angaben 19,74 Milliarden Mark in bar und begleicht zudem Verbindlichkeiten von 589 Millionen Mark. Daneben, so die Telekom, verbleiben bei One2One weitere Verbindlichkeiten von 4,42 Milliarden Mark - die übernimmt die Telekom mit dem Kauf effektiv ebenfalls, sie sind in der genannten Kaufsumme bereits enthalten. Allerdings müssen der Telekom-Aufsichtsrat und vor allem die Wettbewerbshüter der Europäischen Union noch grünes Licht für den Deal geben.

Die 1993 gegründete One2One hat nach Angaben der Telekom in Großbritannien einen Marktanteil von 16 Prozent und ist der viertgrößte (hinter Vodafone-Airtouch, Cellnet sowie Orange) und mit mehr als 400 000 Neukunden im zweiten Quartal 1999 am schnellsten wachsende Mobilfunkanbieter. Im Geschäftsjahr 1998/99 (Ende: 31. März 1999) hat One2One einen Profit vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) von 330 Millionen Mark ausgewiesen (Vorjahr minus 114,9 Millionen). Die Einnahmen betrugen im vergangenen Geschäftsjahr 2,3 Milliarden Mark (plus 42 Prozent). Das Unternehmen hat derzeit rund 2,65 Millionen Kunden. 27 Prozent aller Briten nutzen bereits ein Handy (Deutschland: 20 Prozent).

Telekom-Chef Ron Sommer betont die zentrale Bedeutung der Akquisition: "Zum einen setzen wir die Expansion unseres Mobilfunkgeschäfts in Europa fort, zum anderen gewinnen wir eine starke Präsenz im Vereinigten Königreich, einem der vorrangigen Märkte in Europa." Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist der Deal nach dem Debakel mit Telecom Italia zweifelsohne. Von der "Champions League der Global Player", wie unser Kollege Jürgen Hill in der aktuellen Ausgabe der COMPUTERWOCHE schreibt, ist die Telekom aber weiterhin meilenweit entfernt - bis dato erwirtschaftet der Carrier noch immer 95 Prozent des Umsatzes in heimischen Gefilden. Sommers erklärtes Ziel, die Telekom zu einem der "fünf größten Telematik- und Internet-Dienstleister weltweit" zu machen, liegt auch nach dem heutigen Tag in weiter Ferne.