T-Systems bereitet Kündigungen vor

04.10.2007
Mitarbeiter der T-Systems-Sparte CSS müssen Auskunft über ihren Sozialstatus geben. Betriebsbedingte Kündigungen könnten ab April 2008 drohen.

Auch ohne amtierenden Geschäftsführer treibt die T-Systems die Konsolidierung voran. Nachdem die Mitarbeiter im Desktop-Service bereits harte Einschnitte hinnehmen mussten, kommen Kündigungen nun auch auf die Sparte CSS (Computing Services & Solutions) zu. In diesen Tagen erhalten rund 4800 CSS-Mitarbeiter einen Brief an ihre Privatanschrift mit der Aufforderung, Angaben zu ihren Sozialdaten zu machen. Abgefragt werden beispielsweise Alter, Familienstand, Zahl der unterhaltspflichtigen Kinder sowie Dauer der Betriebszugehörigkeit. In einem Schreiben an die Führungskräfte heißt es dazu: "Der Zweck dieser Erhebung ist es, allen Mitarbeitern der CSS bereits 2007 transparent zu machen, ob sie aufgrund der Aufgabenverlagerungen von einer betriebsbedingten Kündigung im Jahr 2008 betroffen wären." Die Aktion ist mit dem Betriebsrat abgestimmt. Mitarbeitervertretung und Geschäftleitung haben in einem Interessenausgleich vereinbart, bis zum 1. April 2008 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Wie es dann weitergeht, ist derzeit noch nicht absehbar. Offen ist beispielsweise, wie beziehungsweise nach welchen Kriterien die Sozialauswahl im Fall von betriebsbedingten Kündigungen erfolgen soll.

Relativ sicher ist jedoch, dass Mitarbeiter in Deutschland gehen müssen. Sollte sich die Situation nicht zum besseren wenden hat die Geschäftleitung bereits betriebsbedingte Kündigungen angedroht. Die Überkapazitäten im hiesigen CSS-Bereich mehren sich, weil sich T-Systems intensiv um eine längst überfällige Verlagerung von Arbeiten in Nearshore-Ländern bemüht. Bislang beschäftigt die Telekom-Tochter bereits 1500 Mitarbeiter in Niedriglohnländern. Das Gros der in Deutschland vom Offshoring betroffenen Mitarbeiter soll neue, höherwertige Aufgaben etwa im Delivery-Management, Pre-Sales oder in der Beratung übernehmen und wird dazu entsprechend geschult. Zudem rechnet der Betriebsrat damit, dass man die massive Verlagerung der Arbeit ins Ausland durch Mehrgeschäft und steigende Umsätze kompensieren könne. Allenfalls werde man fünf bis sieben Prozent der Belegschaft abbauen müssen. In dem Brief der Geschäftsleitung an die Führungskräfte heißt es: "Betroffene Mitarbeiter erhalten ein Angebot zum Abschluss eines Aufhebungsvertrages, das eine höhere Abfindung vorsieht, als bei Ausspruch einer betriebsbedingten Beendigungskündigung beansprucht werden kann. Ziel ist es, durch freiwillige Maßnahmen betriebsbedingte Kündigungen so weit wie möglich zu vermeiden."

Inzwischen hat auch das "Handelsblatt" das Thema aufgegriffen. In seiner heutigen Online-Ausgabe schildert die Zeitung konkrete Pläne der Geschäftsleitung zum Stellenabbau und beruft sich dabei auf Unternehmenskreise. Demnach wolle der Konzern 100 Stellen des Bereiches Desktop-Service und 1.500 Jobs aus den Rechenzentren und damit 30 Prozent aller Arbeitsplätze dort ins Ausland verlagern. Im Visier habe die Telekom vier Standorte: Kosice in der Slowakei, Debrecen in Ungarn, Budapest und Prag. Der Transfer der Arbeitsplätze solle Ende 2009 abgeschlossen sein.

"Das Ganze ist Bestandteil des 2005 verabschiedeten Stellenabbauplans", sagte ein Sprecher dem "Handelsblatt". Die Telekom hatte damals mit den Arbeitnehmervertretern den sozialverträglichen Abbau von 32 000 Stellen vereinbart, darunter 5 500 Arbeitsplätze bei T-Systems. Das Programm sieht unter anderem den Verzicht von betriebsbedingten Kündigungen bis April 2008 vor. Allerdings wird in Konzernkreisen berichtet, dass damals noch vorgesehen war, Umstrukturierungen ohne Stellenkürzungen innerhalb Deutschlands zu betreiben. (jha)

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