Kultusministerium in München will Ausleih- und Katalogverbundsystem realisieren:

Siemens-Rechner für bayerische Bibliotheken

04.08.1989

MÜNCHEN (CW) - Die Siemens AG meldet einen weiteren Prestigeauftrag: Das bayerische Kultusministerium wird in öffentlichen Bibliotheken Mainframes und Minis des Münchner Konzerns einsetzen.

Das von Staatsminister Hans Zehetmair und Generaldirektor Otto-Hermann Grüneberg von der Siemens AG unterzeichnete und bis 1992 terminierte Abkommen sieht vor, daß das Unternehmen die Hard- und Softwarevoraussetzungen schafft, unter Einbeziehung des zentral geführten Verbundkatalogs in München die Buchbeschaffung, eine On-Line-Katalogauskunft und die Ausleihe zu computerisieren. Einbezogen in dieses System sind die Bayerische Staatsbibliothek, zehn Universitätsbibliotheken, zehn Fachhochschulbibliotheken und neun staatliche Bibliotheken in Bayern. Die Kosten für das Sokrates-System (DV-Systeme für On-line-Katalog-Recherche, Ausleihe, Telekommunikation, Erwerbung und Katalogisierung von Schrifttum) wurden von Dr. Franz Gaffal, zuständig für die Datenverarbeitung im Bereich der wissenschaftlichen Bibliotheken, und Dr. Eberhard Dünninger, Generaldirektor der Staatlichen Bibliotheken, mit 14 Millionen Mark angebenen.

Das ursprüngliche Siemensangebot gemäß einem Schreiben an Dr. Eberhard Dünninger bezifferte sich für die gesamte von Siemens bereitgestellte Hard- und Software auf knapp 23 Millionen Mark.

Die Siemens AG wird hierzu elf Rechner aus der 7.500-Serie unter dem Betriebssystem BS2000 und 60 Sinix-Arbeitsplatzrechner MX300 und MX500 installieren. Die zentrale Katalogisierung, Datenerhaltung und Katalogproduktion wird mit der in Hessen erstellten und in Bayern weiterentwickelten Software Hebis-Kat bewerkstelligt. Siemens entwickelt Softwaremodule für Erwerbung (Siera), Auskunft (Opac) und Ausleihe (Bias).

Der Ausschreibung des Projektes lagen der "Rahmenplan 1987 für den künftigen Einsatz der Datenverarbeitung im Bereich staatlicher Bibliotheken (DV-Rahmenplan Bibliotheken 1987)" und die gleichzeitig entstandenen "Vorschläge zur Weiterentwicklung der Verbundsysteme unter Einbeziehung lokaler Netze" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zugrunde. An der Ausschreibung beteiligten sich unter anderem die Firmen Norsk Data, McDonnell Douglas, IBM zusammen mit dem Hamburger Softwarehaus Dabis und Siemens. Ein Angebot an Nixdorf, sich ebenfalls an dem Wettbewerb zu beteiligten, wurde von den Paderbornern abgelehnt. Nach Worten von Manfred Vorholzer, Leitender Bibliotheksdirektor, habe Nixdorf nach eigenem Bekunden auf dem Softwaresektor nur im Bereich Ausleihe ein entsprechend funktionsfähiges Programm zur Verfügung gehabt, welches aber auch schon betagt sein soll. Sowohl für die On-Line-Katalogrecherche als auch für den Bereich Erwerbung habe Nixdorf keine Softwaremodule entwickelt, weswegen man davon abgesehen habe, ein Angebot zu unterbreiten.

Als Zeitrahmen für die Entwicklung der einzelnen Softwaremodule und die Inbetriebnahme des Bibliothekssystems wurden ein bis anderthalb Jahre genannt. Es ist allerdings nicht daran gedacht, das gesamte Dienstleistungsspektrum der EDV-gestützten Ausleihe, Online-Recherche und Erwerbung allen bayerischen Universitäten und Bibliotheken zur Verfügung zu stellen.