Wachstum durch ASPs und Internet-Provider

Seagate hofft auf billige PCs und SAN-Lösungen

08.10.1999
MÜNCHEN (kk) - Mit Brian Dexheimer, Vice-President Worldwide Sales und Marketing bei Seagate Technology, sprach CW-Redakteurin Kriemhilde Klippstätter.

CW: Seagate hat die Entlassung von 8000 Mitarbeitern angekündigt.

Dexheimer: Wir kündigten kürzlich Restrukturierungsmaßnahmen an, das ist richtig.

CW: Welche Werke sind davon betroffen?

Dexheimer: Insbesondere die Fertigungsstätten im Fernen Osten.

CW: Was sind die Gründe für die Entlassungen?

Dexheimer: Die Fortschritte in der Produktivität und Effizienz, die wir durch höhere Automatisierung erreicht haben, erlauben uns, mit weniger Personal auszukommen. Hinzu kommen die Vorteile des Supply-Chain-Managements, das immer weiter verfeinert wird.

CW: Seagate ist aber nicht der einzige Festplattenproduzent, der Mitarbeiter entläßt.

Dexheimer: Derzeit ist die Situation unserer Branche der große Druck, der auf den Margen liegt, vor allem in der Desktop-Umgebung.

CW: Einige Hersteller und auch Analysten machen Seagate für den Preisverfall verantwortlich.

Dexheimer: Sicher, wir werden immer für alles verantwortlich gemacht. Sehen Sie, wir waren die ersten, die im April dieses Jahres Produkte auf den Markt brachten, die für PCs gedacht sind, die weniger als 800 Dollar kosten. Unsere Konkurrenten waren offenbar überrascht, daß man ein Produkt für diesen Markt so kostengünstig herstellen kann. Für den Mitbewerb bedeutete das aber starke Verluste bei den existierenden Produktlinien. Daher stammt wohl unser Ruf als Preisbrecher.

CW: Wieviel Umsatz machen Sie mit den billigen Festplatten?

Dexheimer: Sie machen zirka 50 Prozent der Desktop-Serie aus.

CW: Wie sieht es bei den Fibre-Channel-Produkten aus? Hebt der Markt ab?

Dexheimer: Die FC-Produkte machen knapp 20 Prozent des Umsatzes der Enterprise-Linie aus, der Löwenanteil entfällt noch immer auf SCSI-Laufwerke.

CW: In welchem Bereich sehen Sie die größten Wachstumschancen?

Dexheimer: Wir richten uns stark auf die Niedrigpreisprodukte aus, also den Bereich der PCs unterhalb 800 Dollar. Zudem erwarten wir ein starkes Wachstum durch die sich abzeichnende Änderung der Geschäftsmodelle.

CW: Was meinen Sie damit?

Dexheimer: Wachstum durch die ASPs oder Internet-Provider, die derzeit aus dem Boden schießen. Wir gehen davon aus, daß dieser neue Markt um Weihnachten herum unsere kostengünstigen Platten aufsaugen wird.

CW: Stagnieren dann die Verkäufe der höherwertigen Laufwerke?

Dexheimer: Nein, dort erwarten wir aus den Unternehmen einen Nachfrageschub, wenn die Jahr-2000-Hürde genommen ist. Zum anderen werden die Thin-Client-Fat-Server-Konzepte und die speicherzentrierte IT mit Storage Area Networks im kommenden Jahr für mehr Umsatz sorgen.