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Schachduell: Kramnik pokert zu hoch

16.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Diesmal setzte der amtierende Schachweltmeister Vladimir Kramnik alles auf eine Karte: 16 Züge nach der Eröffnung brachte der Russe ein riskantes Figurenopfer. Der schwarze König von Schachcomputer Deep Fritz, musste einen weißen Springer schlagen, um den Attacken des Russen auszuweichen. "Dieser Angriff hätte einen Menschen erstarren lassen", erklärt Frederic Friedel von Chess Base. Doch Deep Fritz rechnete auf seiner Acht-Prozessor-Maschine emotionslos weiter. Zu diesem Zeitpunkt überprüfte er drei Millionen Stellungen in der Sekunde - mit Erfolg. Vier Züge später wehrte Deep Fritz die Angriffe immer nachhaltiger ab.

Inzwischen lief Kramnik die Zeit davon. 43 Minuten hatte der Russe benötigt, um sich den fulminanten Vorstoß zum 17. Zug zu überlegen. Auch wenn die Kommentatoren Kramniks Entscheidung als die mutigste in seinen vergangenen Jahre bezeichneten, Deep Fritz hatte zu diesem Zeitpunkt nur eine Viertelstunde verbraucht. Vielleicht war das der Grund, warum dem Russen beim 27. Zug ein Fehler unterlief. Drei Züge weiter verfügte Kramnik nur noch über zehn Minuten Bedenkzeit und gab schließlich auf. Deep Fritz kassierte einen vollen Punkt. Der aktuelle Spielstand ist 3 zu 3. Die vorletzte Partie des Schachduells im Golfstaat Bahrain wird am Donnerstag um 14 Uhr MEZ ausgetragen. (km)