Satyam verstärkt Deutschland-Präsenz

12.10.2006
Von neuen Büros in München und Wiesbaden aus strebt der Offshore-Anbieter hierzulande Outsourcing-Deals inklusive Mitarbeiterübernahme an.

Der indische Offshore-Anbieter Satyam Computer Services hat ein neues Büro in München eröffnet. Hier sollen künftig 30 bis 40 Mitarbeiter - vorrangig Programmierer und SAP-Berater - für Kunden vor Ort tätig sein. Die bayrische Landeshauptstadt bietet laut Ramalinga Raju, Chairman und Gründer von Satyam, erhebliche Standortvorteile - vor allem wegen der Bedeutung der Automobil- und Luftfahrtindustrie im süddeutschen Raum. "Die Fertigungsindustrie ist für uns die wichtigste Branche - gefolgt von Banken und Versicherungen sowie dem TK-Sektor."

Outsourcing, aber auch Betreuung vor Ort

Zusammen mit dem Wiesbadener Büro hat Satyam in Deutschland 150 Angestellte plus 300 Offshore-Mitarbeiter, die Dienstleistungen von Indien aus zuliefern. Die Betreuung vor Ort bezeichnete Raju als Schlüsselfaktor für den Erfolg in Deutschland und anderen europäischen Ländern: "Uns geht es nicht darum, möglichst viele Jobs nach Indien zu verlagern". Vielmehr arbeite sein Unternehmen nach dem so genannten Rightshoring-Prinzip: Je nach Firmengröße, Anforderungsprofil und Preisvorstellung des Kunden werden die jeweiligen Services entweder von Deutschland, vom Nearshore-Standort Budapest oder von Indien oder China aus erbracht.

Vom Beratungshaus zum Full-Service-Provider

Als ehemals reine Onsite-Consulting-Firma verfügt Satyam nach den Worten von Raju über langjährige Erfahrungen bei der Betreuung vor Ort. Erst danach habe das Unternehmen sein Portfolio um die Anwendungsentwicklung und -wartung sowie anschließend um weitere Services ausgebaut. Mittlerweile könne Satyam seinen Kunden eine umfassende Palette von Dienstleistungen - von Infrastruktur-Services bis hin zu BPO (Business Process Outsourcing) - bieten. "Wir verstehen uns als Full-Service-Anbieter und scheuen auch keine Engagements mit Mitarbeiterübernahme", fasst Peter Heij, Europa-Chef bei Satyam, zusammen.

Vor allem Deutschland gilt für Satyam als wichtiger Wachstumsmarkt. Derzeit erzielt das Unternehmen 18 Prozent seines Gesamtumsatzes in Europa, davon 20 Prozent in Deutschland. In den nächsten drei Jahren soll dieser Anteil auf mindestens 30 Prozent steigen. "Der deutsche Markt wird schneller wachsen als der europäische Durchschnitt", ist Heij überzeugt. Immer mehr Unternehmen machten hier positive Erfahrungen mit dem Auslagern, von diesen Reifeprozess werde Satyam profitieren.

Das Unternehmen sei zudem mit seinem Rightshoring-Modell und seinem fundierten Branchen-Know-how bestens positioniert, fügt Chairman Raju hinzu: "Wir beschäftigen mehr als 3000 SAP-Spezialisten, so viel wie kein anderer indischer Anbieter." Aber auch Akquisitionen sind Teil der Strategie des indischen Unternehmens: "Wir werden in Europa, auch in Deutschland, zukaufen, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet", so der Firmengründer.

Belegschaft in drei Jahren fast verdoppelt

Mit 30 000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar ist Satyam der viertgrößte indische Outsourcing-Anbieter. In den letzten drei Jahren hat das Unternehmen mehr als 16 000 neue Mitarbeiter eingestellt. Rund 15 Prozent der Belegschaft sind an Standorten außerhalb Indiens beschäftigt. Für die etablierten IT-Dienstleister haben sich indische Anbieter wie Satyam zu einer ernsthaften Konkurrenz entwickelt. Laut Satyam-Chef Raju, der gleichzeitig Chairman des indischen Branchenverbands Nasscom ist, werden inzwischen 64 Prozent der weltweiten Offshore-Dienstleistungen von Indien aus erbracht. (sp)