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SAP schmiedet Pakte für seine Enterprise Services Architektur (ESA)

19.05.2005
SAP hat auf der Sapphire zahlreiche Kooperationen mit anderen IT-Anbietern angekündigt. Diese nehmen die ESA in Lizenz und passen ihre Lösungen daran an.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - SAP hat auf seiner vom 17. bis 19. Mai im US-amerikanischen Boston stattfindenden Kundenveranstaltung Sapphire zahlreiche Kooperationen mit anderen IT-Anbietern angekündigt. Zu den künftigen Partnern der deutschen Softwareschmiede aus Walldorf gehören Adobe, Cisco, Computer Associates (CA), EMC, Intel, Macromedia, Mercury, Microsoft, Symantec und Veritas. Diese werden SAP zufolge die Enterprise Service Architecture (ESA) in Lizenz nehmen und die eigenen Lösungen an die SAP-Architektur anpassen.

Die SAP-Verantwortlichen propagieren seit nunmehr rund zwei Jahren mit ESA ihr Konzept einer Service-orientierten Architektur (SOA). Unternehmen benötigten heute angesichts der stetigen Veränderung von Geschäftsprozessen eine flexible IT-Infrastruktur. Um den Kunden bei der Anpassung ihrer IT-Systeme unter die Arme zu greifen, baut SAP auf die "Business Process Plattform" (BPP). Auf Basis der Integrationsplattform Netweaver sollen die Anwender zügig und ohne großen Aufwand Applikationsbausteine entwickeln können, um neue Geschäftsprozesse mit Software zu unterlegen. IT dürfe nicht länger nur als Kostenfaktor gesehen werden, forderte SAP-Chef Henning Kagermann in Boston, sondern als strategisches Werkzeug für das Geschäft.

Um seine ESA-Plattform für die Kunden attraktiver zu machen, sucht SAP die Unterstützung anderer IT-Größen. Mit der ESA-Lizenz sollen die Partner Zugriff auf alle Inforamtionen zu Enterprise Services erhalten. Dies sind auf einzelne Geschäftsprozesse zugeschnittene Web Services, die von SAP, Kunden oder Partnern definiert werden. Außerdem erhalten die Lizenznehmer Entwicklungswerkzeuge und Laufzeitumgebungen, um "Enterprise-Services-Ready"-Lösungen entwickeln zu können.

So will beispielsweise Adobe mit Interactive Forms Dokumentenservices anbieten, um den Austausch und die Bearbeitung von Informationen zwischen Unternehmenslösungen schneller und effizienter zu gestalten. Adobe ist schon seit längerer Zeit SAP-Partner, die Zusammenarbeit wurde nun ausgebaut. Cisco will sein Konzept des "Intelligent Information Network" (IIN) auf SAP-Prozesse hin optimieren. Damit soll sich die Netzinfrastruktur zu einem Instrument für die Integration verschiedener Business-Applikationen entwickeln. Bereits auf der Sapphire in Kopenhagen vor wenigen Wochen hatten SAP und Microsoft bekannt gegeben, gemeinsam unter dem Projekt "Mendocino" die Integration von SAP-Anwendungen mit Office-Produkten voranzutreiben.

"Die heutigen Ankündigungen unterstreichen die Bedeutung von Enterprise Services als IT-Sprache für Geschäftsprozesse", preist SAP-Vorstand Shai Agassi die frisch geschlossenen Allianzen. Er verweist ferner auf das Repository, das bereits 500 Enterprise Services enthält. SAP habe die Marktpräsenz, um die wichtigsten Vertreter der IT-Branche an einen Tisch zu bringen. Auch Analysten stimmen in die SAP-Lobeshymnen ein. Die Tatsache, dass hier führende IT-Hersteller an einer gemeinsamen technologischen Plattform für Enterprise Services arbeiten, könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, äußerte sich beispielsweise Joshua Greenbaum von Enterprise Application Consulting. Laut Knut Woller, Analyst von HVB Equity Research, gewinnt SAP mit seiner BPP weiter an Boden. Das Szenario einer sektorübergreifenden Konsolidierung mit mittelfristig gewaltigen Wachstumschancen für SAP habe sich bestätigt.

Ob jedoch andere Anbieter das Plattformfeld kampflos der SAP räumen, ist zweifelhaft. Derzeit bemühen sich Firmen wie Microsoft, IBM und Oracle eigene Softwareplattformen im Markt zu etablieren. Auch sie buhlen um die Unterstützung anderer Technologieanbieter. Keiner der frisch gebackenen SAP-Partner wird sich allein auf die Plattform der Walldorfer konzentrieren. Die Bündnisse sind nicht exklusiv. Firmen wie Adobe, CA oder Macromedia werden ihre Anwendungen kaum allein auf SAP-Bedürfnisse hin optimieren. Um das eigenen Geschäft nicht selbst zu beschneiden ist es notwendig, in gleicher Weise Plattformen wie Microsofts ".NET"- und IBMs "Websphere"-Umgebung zu unterstützen.

Um die Kunden nicht mit bloßen Lippenbekenntnissen zu enttäuschen, muss es für SAP daher das vorrangige Ziel sein, den Sinn der Allianzen möglichst schnell mit konkreten Lösungen zu untermauern. Angaben darüber bleiben bislang allerdings vage. So hieß es beispielsweise in Sachen Mendocino lediglich, dass ein erstes Release im ersten Halbjahr 2006 herauskommen soll. Über Preis- und Lizenzmodell können oder wollen weder Microsoft noch SAP bislang etwas sagen. (ba)