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SAP dementiert Hosting-Absichten

15.04.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - SAP habe nicht die Absicht, in das Geschäft mit gehosteten Applikationen einzusteigen, dementierte SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann jüngst aufkeimende Analystenspekulationen. Man sollte das On-Demand-Thema sehr sorgfältig abwägen, erklärten die SAP-Verantwortlichen anlässlich eines Treffens in der US-Zentrale in Palo Alto gegenüber US-amerikanischen Nachrichtendiensten. Kunden würden mit einer On-Demand-Startegie ihr Schicksal in fremde Hände legen, warnte Kagermann. Nach ein paar Jahren stellten diese Kunden dann fest, dass sie nicht in der Lage seien, die Kontrolle zurückzugewinnen.

Außerdem seien die Anwender in ihren Möglichkeiten eingeschränkt, schnell ihre Geschäftsprozesse an sich ändernde Marktgegebenheiten anzupassen, ergänzt der SAP-Chef. Genau dies wollen die Walldorfer ihren Kunden mit der Anfang des Jahres bekannt gegebenen Business Process Platform (BPP) näher bringen. Anwender sollen mit dieser Weiterentwicklung der Integrationsplattform "Netweaver" eine Entwicklungs- und Ablaufumgebung für modulare Softwarekomponenten erhalten. Mit diesen laut SAP schnell und einfach zu entwickelnden Applikationen könnten Unternehmen ihre Prozesse zügig an veränderte Geschäftsbedingungen anpassen. "Wir wollen keine Hosting-Company werden", bekräftigte Kagermann vor diesem Hintergrund.

Damit wies der SAP-Vorstand Spekulationen zurück, die Brent Thill, Analyst von Prudential, kürzlich in Umlauf gebracht hatte. Das größte deutsche Softwarehaus stehe kurz davor, ein neues Hosting-Angebot für seine Customer-Relationship-Management- (CRM-)Lösung auf den Markt zu bringen, hatte Thill in einem Bericht geschrieben. Ende April sollte das ASP-Angebot auf der Kundenveranstaltung Sapphire in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen vorgestellt werden. Dies sei SAPs Antwort auf Angebote wie die von Salesforce.com. Außerdem würde SAP damit den Hosting-Bestrebungen des Konkurrenten Siebel entgegentreten.

Im gleichen Atemzug, in dem die SAP-Verantwortlichen die Hosting-Gerüchte vom Tisch fegten, dementierten sie auch Spekulationen über eine mögliche Übernahme von Siebel. SAP sei nicht an Softwareanbietern interessiert, deren Technik sich mit den eigenen Produkten überschneide, erläuterte Kagermann. Oft werde der damit verbundene Integrationsaufwand übersehen, ergänzte sein Vorstandskollege Shai Agassi. Um eine kleine Lücke im eigenen Portfolio zu stopfen sei eine Eigenentwicklung meist sinnvoller, meint der für die Produktentwicklung verantwortliche SAP-Manager, statt hinterher den Großteil eines übernommenen Unternehmens irgendwie integrieren zu müssen, den man im Grunde gar nicht benötige. (ba)