"SAP braucht mehr Business-Berater "

17.03.2008
Die SAP-Berater arbeiten eng mit Management-Consultants zusammen. Warum das so wichtig ist, erläutert Lars Gollenia, weltweiter Leiter Business Consulting bei SAP, im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE.

CW: Herr Gollenia, wie viele Leute sind für den Bereich Business Consulting bei SAP tätig, und was machen sie genau?

Gollenia: SAP beschäftigt weltweit rund 11.000 Berater. 400 davon sind Business Consultants, die sich mit Management-Beratung im SAP-Umfeld befassen. Es geht hier also nicht um die Implementierungphase, sondern um das, was davor kommt: die IT-Strategie, die darauf abgestimmte Entwicklung der SAP-Roadmaps sowie die mehrwertbasierte Optimierung von Geschäftsabläufen des Kunden und die Definition neuer Prozesse. All diese Themen haben einen Bezug zum SAP-Produktportfolio, eine separate Business-Beratung à la McKinsey bieten wir nicht an.

CW: Wie funktioniert da die Übergabe? Wo liegen die Schnittstellen?

Lars Gollenia, Leiter Business Consulting bei SAP
Lars Gollenia, Leiter Business Consulting bei SAP
Foto: Lars Gollenia

Gollenia: Unsere Business-Berater arbeiten mit den produktnahen und technischen Beratern eng zusammen. Das funktioniert, weil wir die Solution-Berater in Management-Beratungsmethoden und umgekehrt die Business Berater in softwarespezifischen Fragen trainieren. Auf diese Weise können wir alle Stufen - vom Geschäftsprozess und den damit verbundenen Kundenbedürfnissen bis zur SAP-Architektur und Lösung – abdecken. Ziel dieser kombinierten Beratung ist es, die Business-Probleme des Kunden zu verstehen und ihm dafür die entsprechenden Lösungen anzubieten.

CW: Welchen Stellenwert hat die Business-Beratung bei SAP?

Gollenia: In Verbindung mit der produktnahen Beratung wird diese Kompetenz immer wichtiger. Durch Enterprise SOA erhält zum Beispiel das Thema Change-Management eine neue Bedeutung. Als Berater müssen wir unseren Kunden dabei helfen, ihre Mitarbeiter und ihr ganzes Unternehmen an Veränderungen durch neue Techniken anzupassen. Angesichts der steigenden Komplexität der IT-Landschaften zählen auch Stichworte wie Konsolidierung und Aufräumen zu unseren Schwerpunkten. Daher bauen wir diesen Bereich aus. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten drei Jahren doppelt so viele Business-Berater beschäftigen werden.

CW: Heißt das, Sie stellen neue Leute ein?

Gollenia: Ja. In den wichtigsten Bereichen – also Business-, Industrie- und Architekturberatung – werden wir uns vom Markt verstärken. Gleichzeitig bilden wir aber auch unsere eigenen Leute entsprechend weiter.

CW: Welche Qualifikation müssen die Berater mitbringen?

Gollenia: Wir suchen vor allem Leute, die über eine Kombination aus betriebswirtschaftlichem und Software-Know-how verfügen, also idealerweise Wirtschaftsinformatiker. Angesicht der steigenden Komplexität der heutigen Software brauchen wir zudem Consultants mit viel analytischem Verständnis, die nach Möglichkeit bereits selber Anwendungen entwickelt haben. Sie müssen in der Lage sein, die Gesamtarchitekturen der Kunden zu verstehen, um diese konsolidieren und verändern zu können.

CW: Wie reagieren Sie auf den Fachkräftemangel in diesem Umfeld?

Gollenia: In Deutschland hat der Markt stark angezogen. Es gibt weniger Bewerbungen als in den Jahren zuvor. Bislang haben wir es trotzdem geschafft, sehr gute Leute in ausreichender Zahl einzustellen. Ich denke, für uns ist das in Deutschland etwas leichter, weil ein Arbeitsplatz direkt beim Hersteller als besonders attraktiv gilt. Aber es ist schwieriger geworden, die Bewerber werden anspruchsvoller.