Kostenreduktion und Netzredundanz als Hauptvorteile

Radio Free Europe setzt auf neue Wellenlängen mit T-1

11.01.1991

WASHINGTON (IDG) - Bei der Radio Free Europe/Radio Liberty Inc. haben Mietleitungen als Datenübermittlungs-Medien mittlerweile ausgedient. Im Rahmen der ab 1987 in Angriff genommenen Umstellung wurden zur Einbindung ausländischer und insbesondere deutscher Standorte an das Datenzentrum in Washington T-1-Verbindungen implementiert.

Die Migration ermöglicht es der Gesellschaft, ihre Kosten für die Wide-Area-Datenübermittlung zu halbieren und gewährleistet durch ein redundantes Routing zudem Schutz vor Netzausfällen. Außerdem wird es durch die Installation von Datenkompressions-Bridges möglich, Sprachkommunikation auf Bandbreiten von Datenleitungen auszulagern.

Der von der US-Regierung gegründete Radiosender arbeitete bisher mit 142 Punkt-zu-Punkt-Mietleitungen, wobei insgesamt 30 Nachrichtenagenturen in Europa mit LANs und VAXclustern über diese Links Daten austauschten. Insgesamt nutzen rund 1300 User diesen Kommunikationsverbund.

Seit der Umstellung läuft der Datenverkehr zwischen Washington und München über Wählverbindungen in öffentlichen Paketvermittlungs-Netzen. Die einzelnen "Dependancen" sind jeweils mit LAN-Brücken von Microcom ausgestattet. Die Münchner Standorte nutzen für den Datenaustausch europäische T-1-Verbindungen; dabei nimmt RFE/RL von der verfügbaren Bandbreite nur 1,024 Mbit/s und 512 Kbit/s in Anspruch.

Die unterstützte Datengeschwindigkeit zwischen dem RFE/RL-Gebäude in München am Englischen Garten und dem Washingtoner Datenzentrum liegt - eine zusätzliche Satellitenverbindung inbegriffen - bei jeweils 128 Kbit/s.

Durch die von den LAN-Brücken bewerkstelligte Datenkompression im Verhältnis von 2:1 kommt der Sender insgesamt mit weniger Leitungen aus, kann aber Daten und Sprache über einen "Strang" gleichermaßen übermitteln.

Für die Zukunft ist es geplant, die Kompressionsrate weiter zu erhöhen und zusätzliche Bridges zum Support von Satelliten-Links zu implementieren, um bessere Backups zu gewährleisten.

Neben Kostenvorteilen - jährlichen Ausgaben von 700 000 Dollar für Punkt-zu-Punkt-Verbindungen steht heute eine Summe von ungefähr 350 000 Dollar für die wesentlich schnelleren T-1-Links gegenüber - fällt als weiterer Vorzug der nun mögliche Verzicht auf Netzwerk-Spezialisten in den Büros ins Gewicht. Die Netzwerk-Kontrolle erfolgt jetzt direkt von Washington und den Münchner Standorten aus.

Als RFE/RL seine Netzwerk-Pläne 1987 vorlegte, veranschlagten die Netzwerk-Manager der Gesellschaft 13 Millionen Dollar für die Realisierung und eine Projektdauer von fünf Jahren.

Nach Angaben von Robert de Toro, Direktor für Netzwerk-Dienste bei RFE/RL, gelang es jedoch, daß Vorhaben zwei Jahre vor dem zunächst anvisierten Termin abzuschließen. Er gehe davon aus, daß sich der Kommunikations-Verbund durch die Kostenreduktion und die jetzt verfügbare größere Bandbreite nach einem Jahr selbst trägt.

Wichtiger noch als die Kostenvorteile ist für de Toro jedoch die Netzredundanz, durch die man auch bei Netzausfällen Ruhe bewahren beziehungsweise den Datenaustausch in der gewohnten Weise aufrechterhalten könne.