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Quartalsgewinn stärkt Peoplesoft den Rücken

22.10.2004

Peoplesoft meldete für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Gewinn in Höhe von 23,6 Millionen Dollar. Damit schafft der US-amerikanische Anbieter von Business-Software im Jahresvergleich den Sprung in die schwarzen Zahlen. Vor zwölf Monaten stand an gleicher Stelle noch ein Minus von 7,3 Millionen Dollar. Vor allem die Kosten für die Übernahme von J. D. Edwards hatten 2004 das Ergebnis belastet. Der Umsatz legte im Ver-gleich zum Vorjahresquartal um zwölf Prozent auf knapp 699 Millionen Dollar zu. Mit diesem Ergebnis hat der Softwareanbieter die Erwartungen der Analysten übertroffen. Diese hatten lediglich mit Einnahmen von knapp über 680 Millionen Dollar gerechnet. Ange-sichts der Umstände und der Probleme wegen des Übernahmeversuchs von Seiten Oracles sei das Ergebnis außerordentlich, interpretierte Jim Shepherd die Zahlen.

Profitiert hat der in Pleasanton beheimatete Anbieter in erster Linie von den steigenden Wartungseinnahmen. Diese legten im Jahresvergleich von 234,6 auf 320 Millionen Dollar zu. Dagegen ging der Serviceumsatz leicht um fünf Prozent auf rund 217 Millionen Dollar zurück. Auch die Lizenzeinnahmen, die als maßgeblicher Indikator für die künftige Ge-schäftsentwicklung zu werten sind, geben noch keinen Anlass zur Entwarnung. Zwar wuchs dieser Posten im Vergleich zum vorangegangenen Quartal um 24 Prozent auf rund 161,4 Millionen Dollar. Im Vergleich zum Vorjahresquartal bedeutet dies jedoch nur ein mageres Plus von einer Million Dollar.

Trotzdem sieht sich die Peoplesoft-Führung mit dem jüngsten Quartalsergebnis in ihrer Strategie bestätigt. In Nordamerika und Europa seien die Lizenzeinnahmen im Vergleich zum vorangegangenen Quartal im zweistelligen Prozentbereich gewachsen, erläuterte Co-President Phil Wilmington. Finanzchef Kevin Parker bezeichnete die Zahlen als Kennzei-chen eines gesunden Unternehmens. Laut Peoplesoft-Angaben sei es gelungen, zwischen Juli und September dieses Jahres 138 neue Kunden zu gewinnen. Vor wenigen Wochen hatte das Unternehmen allerdings noch auf 150 Neukunden gehofft.

Das Ergebnis stärkt dennoch die Position Peoplesofts im Abwehrkampf gegen Oracle. Der Datenbankspezialist versucht seit Juni 2003 den Konkurrenten zu übernehmen. Das aktuelle Angebot liegt bei 21 Dollar je Peoplesoft-Aktie. Damit hätte der Deal ein Gesamtvolumen von rund 7,7 Milliarden Dollar. In den vergangenen beiden Wochen hatten die Oracle-Verantwortlichen allerdings offen darüber spekuliert, ihre Offerte zu reduzieren. Als Grund nannten sie die schlechte wirtschaftliche Situation von Peoplesoft.

Dieses Argument werden die Peoplesoft-Verantwortlichen nun zu entkräften suchen. Mit dem jüngsten Quartalsergebnis ist zumindest vorerst die Kette der Hiobsbotschaften durchbrochen. In den vergangenen Quartalen hatte der Anbieter immer wieder seine Prognosen herabgesetzt und die Erwartungen der Analysten verfehlt. Ex-CEO Craig Conway hatte dafür wiederholt den feindlichen Übernahmeversuch verantwortlich gemacht. Die Oracle-Strategie hätte die Kunden verunsichert und die Nachfrage geschmälert.

Firmengründer David Duffield, der maßgeb-lich am Rauswurf Conways beteiligt war und nun die Zügel in die Hand genommen hat, will sich weiter gegen Oracle wehren. Er sei nicht zurückgekommen, um das Unternehmen zu verkaufen, versicherte er vor kurzem. Wie sein Vorgänger lehnt auch Duffield die Oracle-Offerte als unzureichend ab. Ob die Verant-wortlichen wirklich darauf setzen, weiterhin unabhängig zu bleiben, oder mit ihrer Blockadehaltung nur um einen höheren Preis pokern, muss sich noch zeigen. (ba)