Geschäftsführer der Österreich-Tochter spekuliert:

Osborne-Insolvenz eine geplante Aktion

02.12.1983

WIEN (apa)-"Man kauft Einzelteile und montiert diese sofort zu Fertigprodukten. Die Produktion wird hochgetrieben, bis fast die Lager platzen. Dann meldet man Zahlungsunfähigkeit nach Chapter 11 an, und alle Verbindlichkeiten werden null und nichtig." "Selbst das Finanzamt schaut durch die Finger, während man munter weiterverkaufen kann." So illustrierte Peter Schrimpf, Geschäftsführer der österreichischen Osborne-Vertretung LBG, die Möglichkeit. wie Adam Osborne, Chef des gleichnamigen Computerherstellers, und andere vor ihm, eine amerikanische Gesetzeslücke nutzen konnte.

Schrimpf denkt sogar darüber nach, ob die Aktion, die eine Art Ausgleich nach dem US-Insolvenzgesetz darstellt, nicht ein finanzpolitisch ausgeheckter Plan sei und beruft sich dabei auf den Beitrag "Management by bankruptcy" im US-Magazin "Fortune". Es gäbe Insider-Gerüchte über die Gründung einer Osborne Computer Corp. in Kanada, (..)gte Schrimpf, die möglicherweise die Osborne-Produktion nach Kanada verlagern werde.

Schrimpf gibt den "Gerüchten" recht, die von einer unglücklichen Marketingpolitik bei Osborne sprechen. Er bezeichnet selbst das Betriebssystem CP/M 3.0 des "Osborne Executive" als exotisch, während auf dem "Osborne I" mit CP/M 2.2 praktisch alle gängigen Programme lauffähig seien. Überhaupt würden bei Personal Computern viele Neuerungen als werbliche Gags entwickelt, die für den Anwender ohne Nutzen seien. Ähnliches gelte für die 16-Bit-Euphorie, sagte Schrimpf, denn für kaufmännische Anwendungen genüge ein Z80-Prozessor mit 8-Bit-Struktur vollkommen.