Online-Begriff noch nicht gefestigt

Manschetten vor verteilten Datenbanken

20.05.1977

ROTTACH-EGERN - "Online-Verarbeitung ist nicht mehr länger ein Privileg der Großunternehmen - auch für den kleinen Anwender hat das Zeitalter der Datenfernübertragung und Datenfernverarbeitung begonnen." Diese "Binse" war der Kernpunkt der Aussage von Univac-Marketing-Direktor Dieter F. Sauer (Foto) auf einem Organisationsseminar der Sulzbacher im Nobelhotel Bachmair am Tegernsee. Noch gäbe es jedoch ein gerüttelt Maß an Unsicherheit, "was Online eigentlich heißt".

Sauer: "Auch das hemmungslose Dezentralisierungsgeschrei kann nicht überdecken, daß der Begriff noch nicht gefestigt ist." Zudem werde die Diskussion um Vor- und Nachteile von, "Distributed Processing" zum Teil oberflächlich geführt.

"Stargast" Professor Dr. P. Mertens, Universität Erlangen/Nürnberg, wies in seinem Referat "Moderne Online Systeme - Beispiele für die Anwendung in Administration, Disposition und Planung" auf die besonderen Anforderungen an die Direktverarbeitung aus der Sicht von Datenschutz und Datensicherung hin: "Ich habe Manschetten vor dezentralisierten Datenbanken." Unwidersprochen könne - so der Erlanger Informatik-Papst - heutzutage niemand behaupten, daß die Online-Vorteile in jedem Fall die mit der Umstellung verbundenen Mehraufwendungen und Risiken rechtfertigen. Mertens sybillinisch "Nicht einmal ein bekannter Nürnberger MDT- und Terminalhersteller hat bisher damit Ernst gemacht, zur Bewältigung der internen EDV-Aufgaben die eigenen DFÜ-fähigen Kleinrechner anstelle des "fremden" Zentralrechners eines noch bekannteren Mainframers einzusetzen.

Vor einer mit "allzu preußischer" Gründlichkeit geführten Theorie-Diskussion um "Online oder Ontime", "Echtzeit oder Realtime" warnte allerdings Unternehmensberater Günter Leue, Ex-Diebolder und Intemkenner des US-Marktes: "Drüben werden bereits

Dinge wie elektronischer Geldtransfer (EFTS) und elektronische Briefzustellung realisiert, die in Deutschland gar nicht bekannt sind."