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Java One: Neues von der Appserver-Front

05.06.2001
Mit Oracle, Bea und Iona präsentieren gleich drei Anbieter von J2EE-basierten (Java 2 Enterprise Edition) Application Servern wichtige Neuheiten auf der Java One in San Franzisko.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Oracle hat auf der Java One in San Franzisko gestern offiziell das neue Release seines "9i Application Server" (9iAS) angekündigt. Um gegen die übermächtige Konkurrenz - Bea und IBM dominieren den Markt mit 35 respektive 30 Prozent Marktanteil - Boden gut zu machen, setzt Oracle vor allem auf eine kompakte und schnelle J2EE-Engine (Java 2 Enterprise Edition). Hier gab es offenbar einiges zu verbessern. "Wenn Oracle für eine Sache nicht bekannt war, dann für seine Java-Implementierung", räumt Senior Director John Magee freimütig ein. 9iAS begnügt sich laut Hersteller mit 15 MB Plattenspeicher (IBM: 45 MB, Bea: 66 MB) und kommt laut Hersteller mit 20 MB Arbeitsspeicher aus ("Weblogic": 128 MB, "Websphere": 512 MB). Diesen kompakten Footprint verdankt das Oracle-Produkt zum Teil Technik, die die Ellison-Company bei der schwedischen Softwareschmiede Ironflair

zugekauft hat.

Magee glaubt, dass Oracle mit dem neuen Release zur Konkurrenz aufschließen kann - und mehr. "Ich denke, wir hängen Bea und IBM mit dem neuen Release ab", glaubt der 9i-Verantwortliche. Analysten sind hier ein wenig skeptischer. "Oracle liegt weiterhin weit hinter IBM und Bea", meint Gartners Internet- und E-Business-Analyst Daryl Plummer. "9iAS ist allerdings stärker an Standards orientiert und damit ein wichtiger Schritt für Oracle. Das Upgrade können Anwender ernsthaft in Betracht ziehen - bisherige Versionen hatten keine Chance, mit den Top-Anbietern mitzuhalten." Ob sich das Produkt durchsetzen könne, hänge nicht zuletzt davon ab, ob sich die Entwickler für Oracle Appserver-Idee erwärmen könnten, so Plummer weiter.

Als erster Application Server am Markt unterstützt 9iAS neben dem Caching dynamischer Seiten auch das Zwischenspeichern von Page-Fragmenten. Die zugrunde liegende Technik "ESI" (Edge Site Include) hat Oracle zusammen mit dem Content-Delivery-Spezialisten Akamai entwickelt. ESI soll offener Standard werden. Noch ist aber nicht entschieden, bei welchem Gremium Oracle und Akamai den Entwurf einreichen werden. In jedem Fall ist ESI aussichtsreich - Bea, IBM, ATG sowie Silverstream wollen ihre J2EE-Appserver allesamt entsprechend anpassen.

Bea, von Oracle der Untätigkeit bei der Verbesserung seiner Java-Engine bezichtigt, gibt prompt kontra. Ebenfalls auf der Java One kündigt der Marktführer heute seine "Weblogic E-Business Platform" an. Deren Herzstück ist die neue Version 6.1 des Application Servers Weblogic, die laut Hersteller J2EE automatisch mit Web-Services verknüpfen kann. Dazu werden die aktuellen Standards SOAP (Simple Object Access Protocol), WSDL (Web Services Description Language) sowie UDDI (Universal Description, Discovery and Integration) unterstützt. Neu ist auch die zuvor nur als Beta verfügbare Java Connector Architecture (JCA), die inklusive Entwicklungs-Kit geliefert wird und sowohl synchrone als auch asynchrone Kommunikation unterstützt. Eine weitere Neuerung in Weblogic 6.1 ist die Unterstützung der Komponententechnik Enterprise Javabeans (EJB) 2.0. Neben dem Appserver gehören zu Beas neuer

E-Business-Plattform das EAI-Tool "Integration 2.0" mit Unterstützung für EDI sowie verschiedene XML-Standards (cXML, ebXML, Biztalk) sowie "Portal 4.0".

Genau wie Oracle möchte auch die irische Softwareschmiede Iona Technologies Bea und IBM Marktanteile abspenstig machen. Dabei setzt die Company auf einen echten Kampfpreis - sie verkauft ihren "iPortal Application Server" (iPAS) ab sofort für 2500 Dollar pro CPU. Zum Vergleich: Die etablierte Konkurrenz langt hier im Schnitt mit 10.000 bis 17.000 Dollar hin. IBM hatte in der vergangenen Woche im Zuge der Vorstellung von Websphere 4 ebenfalls die Preise gesenkt (Computerwoche online berichtete), liegt aber noch immer deutlich über Iona-Niveau. Einzig die SAP-Tochter In-Q-My will ihren bislang nur als Beta erhältlichen J2EE-Appserver ähnlich günstig offerieren (685 Dollar für eine CPU, bei einer Mehrwege-Lizenz 5000 Dollar/CPU). Allerdings wird das In-Q-My-Produkt "nackt" ohne zusätzliche

Tools ausgeliefert und soll erst Ende dieses Jahres auf den Markt kommen (Computerwoche online berichtete).

UPDATE: Soeben erreicht uns die Nachricht, dass SAP den In-Q-My-Appserver offiziell als Java-Technik für die E-Business-Software "Mysap.com" einsetzen wird. Karl-Heinz Hess, Mitglied des erweiterten Konzernvorstands, begründet die Entscheidung mit der "Zuverlässigkeit, Skalierbarkeit und Leistungsfähigkeit" des Produkts.