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Ist die Green-Card ein Flop?

23.10.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach der Einführung der Green-Card im August dieses Jahres, haben rund 2500 ausländische IT-Experten eine befristete Arbeitserlaubnis erhalten. Das meldet die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg. Wegen der geringen Nachfrage, bezeichneten Oppositionspolitiker die Initiative bereits als Flop. Immerhin sollten 20 000 Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern angeworben werden. Branchenvertreter schätzen den Bedarf an Computerexperten aus dem Ausland sogar auf 75 000. Die IT-Branche hält die Initiative dagegen für durchaus erfolgreich. "Die Green-Card hat uns binnen zwei Monaten mehr Edelinformatiker beschert, als deutsche Hochschulen in einem Jahr hervorbringen", so Bernhard Rohleder vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien (Bitkom). Bisher hätten sich rund 14 000 Computerexperten bei den Arbeitsämtern als Anwärter für eine

Green-Card registrieren lassen.

Einen wichtigen Grund für die geringe Zahl der bisher vergebenen Green-Cards sehen Insider vor allem darin, dass viele der Bewerber nicht über die von den Firmen erwarteten Qualifikationen verfügen. Als große Hürde erweist sich dabei die Sprache. "95 Prozent der Firmen, denen wir IT-Fachkräfte vermitteln, verlangen Deutschkenntnisse. Daran scheitern die meisten Bewerber", berichtet Philip Jazek, Chef der Personalberatung Compujob, die auf die Vermittlung von Antragstellern aus Polen spezialisiert ist. "In der IT-Branche wird doch sowieso fast nur auf Englisch kommuniziert. Warum sind die deutschen Firmen bloß so unflexibel?", fragt sich Jazek. Die Folge dieser Haltung sei, dass viele lieber nach England oder in die Schweiz gingen, weil sie dort keine Sprachprobleme erwarteten.

Branchenexperten gehen außerdem davon aus, dass viele der Fachkräfte nicht in Deutschland arbeiten wollen. Nach Meinung von Thomas Mickeleit, IBM-Sprecher und Kommunikationschef der Internet-Initiative D21, sind die Berichte über Gewalt gegen Ausländer dafür verantwortlich, dass viele gute Leute nicht nach Deutschland kommen. "Das schreckt natürlich ab."