Wucherer gegen Berchtold

Infineon-Machtkampf ist vorerst entschieden

12.02.2010
Der beispiellose Machtkampf um den Chefposten im Aufsichtsrat des Chipherstellers Infineon ist entschieden.

Der ehemalige Siemens-Vorstand Klaus Wucherer (65) wurde nach Angaben des Unternehmens am Donnerstagabend zum neuen Vorsitzenden des Kontrollgremiums gewählt. Um den Posten war zuvor heftig gerungen worden, nachdem eine Gruppe um den britischen Investor Hermes mit Willi Berchtold, Finanzvorstand des Autozulieferers ZF Friedrichshafen, einen eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt hatte. Berchtold (59) war zuvor bei der Wahl zum Aufsichtsrat auf der Hauptversammlung des Halbleiterherstellers in München gescheitert.

Wucherer gehört dem Gremium bereits seit 1999 an und folgt auf Max Dietrich Kley. Die Aktionäre hatten Berchtold nach einer stundenlangen Debatte überraschend deutlich die Gefolgschaft verweigert. Rund 72 Prozent stimmten auf dem Aktionärstreffen gegen seine Wahl in das Aufsichtsgremium, das um vier Sitze auf 12 Mitglieder verkleinert wurde. Wucherer hatte angekündigt, im Falle seiner Wahl den Posten als Aufsichtsratschef nur für ein Jahr übernehmen zu wollen, um einen "profilierten Nachfolger" zu suchen.

Aktionärsvertreter übten auf der Versammlung, die von dem Streit beherrscht wurde, teils scharfe Kritik vor allem an dem bisherigen Chefaufseher Kley. Ihm sei es nicht gelungen, seine Nachfolge geräuschlos zu regeln. Kley wies die Kritik an seiner Amtsführung zurück. Er sprach sich für Wucherer aus, das Unternehmen brauche Stabilität. Hermes-Vertreter Hans-Christoph Hirt setzte dagegen, eine Wahl Wucherers verhindere den nötigen Neuanfang.

"Wir halten die Kampfabstimmung für kontraproduktiv und verantwortungslos", kritisierte ein Vertreter der Fondsgesellschaft Union Investment das Machtspiel. Trotz Vorbehalten sprach sich Union Investment auf der Hauptversammlung für Wucherer aus. Es sei der falsche Augenblick, "die Sense im Aufsichtsrat kreisen zu lassen." Auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) schlug sich auf die Seite Wucherers. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) stellte sich dagegen hinter Berchtold und kritisierte Kley. "Sie hätten diese Schlammschlacht verhindern müssen", sagte DSW-Vertreterin Daniela Bergdolt. (dpa/ajf)