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IBM steigert den Gewinn trotz verhaltenem Umsatzplus

16.07.2004
Mit einem 17-prozentigen Gewinnplus hat IBM die Erwartungen der Analysten übertroffen. Big Blue gab außerdem - im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern - eine optimistische Prognose ab.

IBM hat im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Nettogewinnsprung von 16,6 Prozent auf 1,99 Milliarden Dollar (1,16 Dollar pro Anteil) erzielt. Der Umsatz stieg vergleichsweise moderat um sieben Prozent auf 23,15 Milliarden Dollar (Vorjahreszeitraum: 21,63). Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte der Konzern 1,71 Milliarden Dollar Gewinn erzielt respektive 97 Cents je Aktien.

Bei der Wahl zwischen geringerem Umsatz bei gleichzeitig höherem Gewinn oder umgekehrt geringerem Profit bei stärker steigenden Umsätzen habe sich die IBM für mehr Profit entschieden, sagte Big Blues neuer oberster Finanzvorstand Mark Loughridge.

IBM hatte im abgelaufenen Quartal noch mit vergleichsweise schwierigen Umstellungen auf neue "I-Series"- und "P-Series"-Server-Produktlinien zu kämpfen. Auch die Softwareerlöse stagnierten. Nichtsdestotrotz konnte der größte Computeranbieter der Welt recht ordentliche Zuwächse bei Hardware verzeichnen. Außerdem senkte IBM die Kosten in seinen diversen Geschäftsbereichen. Insbesondere die Dienstleistungsdivision hatte Erfolg, über Kostensenkungen den Profit maßgeblich zu steigern.

Nach der Integration der Beratungssparte von Pricewaterhouse Coopers (PwC) in die eigenen Global-Services-(-GS)-Division setzt der Konzern alles daran, dieses Geschäft zur Melkkuh des Unternehmens zu machen. Loughridge betonte vor Wallstreet-Analysten, dass Big Blue konzentriert das Geschäft mit Business Process Transformation Services (BPTS) verfolge. Dieses sei sehr lukrativ. Im zweiten Quartal hat IBM hiermit rund 1,4 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Zudem wächst dieses Betätigungsfeld mit 40 Prozent signifikant. Mit dem BPTS-Konzept dient sich IBM als Business-Process-Outsourcer bei Kunden an, tritt bei diesen als Berater genauso auf wie als Entwickler neuer Systeme. Gemeinsam mit Kunden werden von den BPTS-Experten der IBM auch neue Geschäftsstrategien entwickelt, aber auch die Leistungsfähigkeit eines Geschäftsmodells einer kritischen Würdigung unterzogen.

Big Blue will BPTS als wesentliche Säule seines IT-Dienstleistungsgeschäfts aufbauen. Bis es allerdings so weit ist, muss der Konzern seine Umsätze und Gewinne noch mit dem Verkauf von Hardware, Software und mit eher konventionellen IT-Services wie Hosting oder etwa Systemintegration erwirtschaften.

Die Zahlen im Einzelnen

Im zweiten Quartal erzielte IBM mit dem Verkauf von Hardware 7,42 Milliarden Dollar. Das ist eine Zunahme von zwölf Prozent. Bereinigt man diese Zahlen um Währungseffekte, kann man immer noch einen Zuwachs von zehn Prozent verzeichnen. Es scheint so, schreibt der Brancheninformationsdienst Computerwire, als ob die Valutaschwankungen auf das Hardware-Geschäft weniger Einfluss hatten als auf andere Geschäftsfelder der IBM.

Die Geschäftseinheit Systems & Technology (ST) verzeichnete Finanzmanager Loughridge zufolge Umsätze von 4,2 Milliarden Dollar und einen Gewinn von über 600 Millionen Dollar. Zu ST gehören die ehemalige Systems Group, die Server und Speichersysteme entwickelt und vermarktet, sowie die Technology Group. Diese ist für die Halbleiterfertigung zuständig und hatte früher auch Festplatten produziert. Fast ein Drittel des gesamten Profits der IBM im zweiten Vierteljahr wurde demzufolge von der ST-Gruppe erzielt.

Ganz wesentlich zu diesem Ergebnis haben die "Z-Series"-Mainframes beigetragen. In dieser Produktsparte konnte das Unternehmen bei den Umsätzen um 44 Prozent zulegen. In den abgelaufenen drei Monaten verkaufte der fast nur noch allein am Weltmarkt agierende Großrechneranbieter 75 Prozent mehr Mips-Rechenleistung als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Finanzvorstand wies darauf hin, dass die neu verkauften Großrechner in 70 Prozent aller Fälle nicht mehr für die Abarbeitung alter Anwendungen auf Basis von Cobol oder Cics benutzt werden, sondern zur Bewältigung von Anwendungen etwa auf Linux-Basis. Viele Unternehmen würden ihre IT-Topologie auf dieser Betriebssystembasis und auf Großrechnern konsolidieren.

Schlecht lief es für die "I-Series"-Sparte. Sie musste einen Umsatzrückgang um 28 Prozent hinnehmen. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass Kunden auf die neue Maschinengeneration "E-Server i5" wartet, die mit Power-5-Prozessoren ausgestattet sind. IBM hat mit der Auslieferung dieser Rechner am 11. Juni 2004 begonnen.

Auch die Unix-Linie "P-Series" musste leichte Rückgänge von drei Prozent bei den Umsätzen hinnehmen. Auch hier hat Big Blue die Überführung auf neue Maschinen eingeleitet. Die Power-5-basierten Systeme werden allerdings erst seit dem 13 Juli offeriert. Allerdings legten Hochleistungssysteme der P-Series-Linie im zweistelligen Prozentbereich zu, sagte Loughridge. Verwunderlich ist dies insofern nicht, als IBMs neues Höchstleistungsgerät im Unix-Bereich, die 64-Wege-Maschine "Squadron" wohl nicht vor September oder Oktober auf den Markt kommen wird.

Ein Nebenaspekt dieser Rechnerlinie ist die Tatsache, dass sie mit dem Prozessor "Power PC 970" der "G5"-Generation bestückt sind. Diese setzt auch Apple in seinen Servern ein. Und Apple war es, das gestern erst wieder bei der Verkündung seiner Ergebnisse beklagte, Big Blue schaffe es nicht, den Bedarf an diesen Chips für Apple zu decken. Die Fertigung in East Fishkill, wo die 300-Millimeter-Wafer produziert werden, würden nicht genügend CPUs ausstoßen. Loughridge kommentierte diesen Einwand mit der Bemerkung, habe die Menge produzierter Chips vom ersten zum zweiten Quartal verdoppelt und werde dies im dritten Quartal noch einmal um 100 Prozent erhöhen.

Ein Renner waren im zweiten Quartal die "X-Series"-Server, die IBM sowohl mit Intel- als auch Intel-kompatiblen AMD-CPUs ausstattet. Dieses Produktsegment legte um 18 Prozent zu. Finanzchef Loughridge betonte in diesem Zusammenhang, dass es seinem Unternehmen insbesondere mit den "Bade-Center"-Servern erstmals gelungen sei, Käufer zu gewinnen, die vorher noch nie auf der Kundenliste von Big Blue standen.

Der Verkauf von Massenspeichersystemen wuchs um fünf Prozent, wobei die Systeme mittlerer Kapazität um sieben Prozent zulegten, die niedrigpreisigen "Fast-T"-Array-Speicher hingegen um satte 36 Prozent. Auch das Geschäft mit Bandspeicher wies eine ordentliche Steigerung von 13 Prozent auf, zum vierten Mal in Folge eine Steigerung im zweistelligen Bereich.

Interessant ist auch das Sorgenkind Personal Systems Group. Diese verkauft Notebooks, PCs, Workstations und Drucker. Die Umsätze schossen um 16 Prozent in die Höhe auf 3,2 Milliarden Dollar - und es blieb sogar ein kleiner Gewinn von 27 Millionen Dollar übrig.

Zugpferd Services

Waren die Ergebnisse der Hardwaresparte schon ermutigend, zeigte sich einmal mehr, wo die IBM das meiste Geld verdient: Beim Geschäft mit Services. Hier generiert der IT-Riese sowohl den größten Umsatz als auch den höchsten Profit. Die Hälfte des gesamten Firmenumsatzes erwirtschaften die IT-Dienstleister. Der Umsatz dieses Geschäftssegments stieg im zweiten Quartal um 6,5 Prozent. Loughridge sagte, IBM habe im abgeschlossenen Vierteljahr Verträge im Gesamtwert von 10,6 Milliarden Dollar abgeschlossen. Die Auftragsbücher sind mit 118 Milliarden Dollar gefüllt, im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von fünf Prozent. Die Umsätze von Global Services betrugen 11,3 Milliarden Dollar. Das ist ein Zuwachs von sieben Prozent. Hier machen sich Währungsschwankungen aber mehr bemerkbar. Bereinigt um Valutaeffekte betrug die Umsatzsteigerung von GS lediglich zwei Prozent. Hier zeigt sich, dass Big Blue einen erheblichen Teil seiner

Dienstleistungsaktivitäten außerhalb der USA leistet.

Das Softwaregeschäft zeigte ein zwiespältiges Ergebnis. Insgesamt reduzierten sich die Umsätze hier um 0,4 Prozent. Lediglich das Datenbankgeschäft steigerte sich erheblich. Allerdings wuchs der Gewinn im Softwaresegment der IBM um 12,7 Prozent.

Im Amerika stiegen die Umsätze um zwei Prozent auf 9,7 Milliarden Dollar. In der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (Emea) war der Anstieg identisch. In absoluten Zahlen zeigte sich durch die Währungseffekte allerdings ein siebenprozentiger Zuwachs auf 7,5 Milliarden Dollar. In Asien und der Pazifikregion stiegen die Umsätze um 13 Prozent auf 5,2 Milliarden Dollar. In Deutschland, Italien und Großbritannien allerdings sanken im zweiten Quartal die Umsätze.

Finanzoberhaupt Loughridge sagte, für die Zukunft sehe er die Lage unverändert. IBM erwarte, dass die IT-Industrie um vier bis fünf Prozent wachse. Die Kunden würden weiter investieren, wenn auch nicht in allen geografischen Regionen und Produktsparten gleichmäßig. (jm)