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IBM nutzt Supply-Chain-Methoden für optimalen Personaleinsatz

15.07.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit ungewöhnlichen Methoden versucht IBM-Manager Bob Moffat, die internen Abläufe des weltgrößten IT-Konzerns zu verbessern. Als Senior Vice President ist Moffat zuständig für das Thema Supply Chain. Unter seiner Ägide entstand beispielsweise ein Web-basierendes System, über das Angestellte vom Bleistift bis zum Notebook alles bestellen können, was sie für ihre Arbeit benötigen. Mit diversen Programmen zur Optimierung der Lieferkette (Supply-Chain-Management) spart IBM eigenen Angaben zufolge rund sechs Milliarden Dollar pro Jahr.

Moffat will diese Erfahrungen nun auch im Personalbereich nutzen, wo mit Abstand die meisten Kosten anfallen. Innerhalb der Dienstleistungssparte IBM Global Services (IGS) initiierte er ein Projekt mit dem Ziel, die technischen Fähigkeiten der Mitarbeiter zu katalogisieren und in einer Datenbank zur Verfügung zu stellen. Erstes Ergebnis dieser Bemühungen ist das Pilotprogramm Professional Marketplace. Über eine Datenbank können rund 6000 IGS-Berater auf die Qualifikationen von bislang 22 000 Mitarbeitern an den weltweit verteilten Konzernstandorten zugreifen. Auf diese Weise sollen die Consultants die jeweils günstigste Personalausstattung für gewonnene Kundenaufträge ermitteln.

Zwar spielen dabei auch Mitarbeiter in Niedriglohnländern eine wichtige Rolle. Laut Moffat gehe es aber nicht darum, etwa möglichst viele Jobs von billigen Arbeitskräften in Indien erledigen zu lassen. Vielmehr solle das Programm dazu beitragen, für einen Auftrag die jeweils optimale Mischung aus hoch bezahlten US-amerikanischen Spezialisten und günstigen Arbeitskräften für einfache Tätigkeiten zu finden.

Erste Erfahrungen mit Professional Marketplace seien ermutigend, berichtete der Manager. So habe sich beispielsweise die Auslastung der teuren Consultants erhöht. Diese Kennzahl wirkt sich direkt auf die Bruttogewinnmarge der Servicesparte aus: Eine höhere Auslastung bedeutet, dass die Berater einen größeren Teil ihrer Arbeitszeit Kunden in Rechnung stellen können. Genauere Angaben machte Moffat dazu nicht.

Gegenwärtig läuft das Marketplace-Programm in der IGS-Gruppe Business Consulting Services. Dazu gehören auch die 2002 mit Pricewaterhouse Coopers Consulting eingekauften Berater. Laut Moffat prüft IBM, wie sich die Initiative auf den gesamten Servicearm ausweiten lässt. IBM Global Services beschäftigt weltweit rund 180 000 Mitarbeiter und steuert etwa die Hälfte des Konzernumsatzes bei. (wh)