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Hunderte ERP-Anbieter durch Microsoft bedroht

09.08.2004

Der Softwareriese Microsoft hat sich für sein hiesiges Geschäft mit Unternehmenssoftware ehrgeizige Ziele gesetzt. Wie Deutschland-Chef Jürgen Gallmann im Gespräch mit dem "Handelsblatt" erklärte, will die Sparte "Microsoft Business Solutions" (MBS) ihre Einnahmen hierzulande innerhalb der nächsten drei Jahre vervierfachen. Genaue Zahlen nannte Gallmann allerdings nicht. Er erklärte lediglich, es werde in Deutschland nur wenige Anbieter geben, die in diesem Bereich vergleichbare Umsätze machen. Ähnliche Vorgaben gebe es laut Gallmann auch in Frankreich und Großbritannien.

Die ambitionierten Pläne kommen wenig überraschend: Erst vor kurzem hatte Konzernchef Steve Ballmer auf einer Analystenkonferenz angekündigt, Microsoft werde jährlich 850 Millionen Dollar in diese Sparte investieren, um zum Marktführer für Unternehmenssoftware aufzusteigen. Sollte dieses Vorhaben gelingen, wären Hunderte von regionalen ERP-Anbietern in ihrer Existenz bedroht. So wollen sich die Redmonder zunächst auf den Markt für kleine und mittelgroße Unternehmen konzentrieren. Auf längere Sicht ist aber ein Konflikt mit Wettbewerbern aus dem Großkundensegment wie SAP oder Peoplesoft unvermeidlich, da diese das Mittelstandsgeschäft ebenfalls als Wachstumsmarkt ansehen.

Aus Sicht von Deutschland-Chef Gallmann irrten sich Analysten gewaltig, wenn sie das künftige Wachstumspotenzial von Microsoft nach der angekündigten Rekordausschüttung von 75 Milliarden Dollar als begrenzt einschätzen. „Microsoft wächst in allen Geschäftsbereichen“, betonte Gallmann. Wer außerdem glaube, dem Konzern sei nach den Dividendenzahlungen die finanzielle Puste für größere Zukäufe ausgegangen, täusche sich. Übernahmen müssten dabei nicht ausschließlich auf den Kernmarkt Softwareproduktion beschränkt sein.

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage sei Deutschland für Microsoft einer von weltweit sieben Schlüsselmärkten, machte Gallmann deutlich, "auch wenn Microsoft Deutschland im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht alle Ziele erfüllt hat". Details dazu wollte der Topmanager allerdings nicht nennen. (mb)