Hobby und Personal-Computermarkt mit hohen Wachstumsraten

08.12.1978

Von Thomas Centner

Rund 7000 Hobby- oder Personalcomputer sind nach Ermittlungen der Diebold Deutschland GmbH bisher in der Bundesrepublik abgesetzt worden. Zu dieser Produktgruppe werden neben den sogenannten Einplatinencomputern (für Lernzwecke) kleinere Tischcomputer auf Mikroprozessorbasis gerechnet, die mit einem Bildschirm ausgestattet sind oder an ein normales Fernsehgerät angeschlossen werden können und zu Preisen zwischen 650 und 4000 Mark für die Grundausstattung erhältlich sind.

Ein großer Teil davon wird gegenwärtig noch für Lehr- und Lernzwecke eingesetzt. Die nächste größere Anwendergruppe sind Ingenieurbüros. Teilweise gehen auch größere Unternehmen schon dazu über, Personalcomputer für Spezialaufgaben einzusetzen.

Doch man kann davon ausgehen, daß der Personalcomputer größere Verbreitung erfahren wird, sobald einige Hindernisse aus dem Weg geräumt sind

- Zur Zeit fehlt noch ein ausreichendes und preiswertes Angebot an Peripheriegeräten. Für die sogenannten Minidiskettenspeicher bestehen mehrmonatige Lieferfristen; adäquate Drucker sind im Neugeschäft nur zu Preisen erhältlich die über denen der Personalcomputer selbst liegen;

- es fehlt noch an einem ausreichenden Softwareangebot, obwohl sich die Situation in jüngster Zeit spürbar gebessert hat;

- die Vertriebswege sind noch zu wenig ausgebaut;

- der Personalcomputer hat noch mit dem Image zu kämpfen, ein reines Spielzeug für Bastler zu sein.

Sobald diese Hindernisse im wesentlichen ausgeräumt sind, ist mit einer kräftigen Marktexpansion zu rechnen. Die Leistungsfähigkeit der Systeme entspricht durchaus der von den Bürocomputersystemen in der unteren Preisklasse (10 000 bis 25 000 Mark). Bereits 1979 rechnete die Branche mit einem Absatz von 15 000 bis 20 000 Einheiten und einem Umsatz von 50 bis 70 Millionen Mark.

Von der Anbieterstruktur her wird der Markt für Personalcomputer hierzulande noch fast ausschließlich von amerikanischen Anbietern beherrscht. Marktführer sind bisher Firmen, die am traditionellen Computermarkt unbekannt waren: Tandy Radio Shack, MITS (Pertec), Apple, IMSAI oder. Commodore.

Allerdings schicken sich bekannte Firmen wie die ITT-Tochter SEL, aber auch Siemens an, ebenfalls in diesen zukunftsträchtigen Markt einzusteigen: SEL vertreibt neuerdings den Personalcomputer Apple II, und Siemens präsentierte auf der Electronica einen Mustertyp des Lern- und Übungssystems SEL 8080. Mit weiteren Markteintritten bekannter Hersteller ist zu rechnen.

Die künftige Bedeutung der Hobbycomputer wird nicht zuletzt durch die Anschlußmöglichkeiten an Endgeräte benachbarter Technologien (Fernsehempfänger, Telefon) geprägt. Dadurch wird der Einsatz vor allem für solche Anwender interessant, bei denen berufliche und private Sphäre eng beieinanderliegen (Freiberufler).

Der andere große Markt, der zahlreiche Varianten ermöglicht, ist der zweckgebundene Einsatz in größeren Unternehmen, sei es für Außendienstmitarbeiter oder für spezifische Aufgaben im Unternehmen selbst. Der Personalcomputer wird damit zum echten Arbeitsplatzcomputer.