20 Prozent weniger Verkäufe

Heftiger Einbruch im weltweiten PC-Markt

12.10.2022
Von Redaktion Computerwoche
In Zeiten von Inflation und Kriegssorgen denken Anwender über eines offenbar nicht nach: die Anschaffung neuer PCs und Laptops.
Gartner spricht vom bislang größten Markteinbruch im Bereich Personal Computer.
Gartner spricht vom bislang größten Markteinbruch im Bereich Personal Computer.
Foto: pathdoc - shutterstock.com

Die weltweiten PC-Auslieferungszahlen sind im dritten Quartal 2022 gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode um 19,5 Prozent auf 68 Millionen Stück zurückgegangen. Den Analysten von Gartner zufolge ist das der stärkste Markteinbruch, seit das Unternehmen Mitte der 1990er Jahre mit den Erhebungen zum PC-Markt begann. Außerdem ist das bereits das vierte Quartal in Folge, in dem ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen ist.

Laut Mikako Kitagawa, Director Analyst bei Gartner, sind jetzt nicht mehr die Unterbrechungen in der Lieferkette das große Problem, sondern die hohen Lagerbestände bei den Anbietern. Sowohl auf dem Privat- als auch auf dem Geschäftskundenmarkt sei die Nachfrage schwach. Die Verkäufe zum Schulanfang hätten weltweit trotz massiver Werbeaktionen und Preissenkungen enttäuschende Ergebnisse gebracht, da sich viele Verbraucher in den vergangenen zwei Corona-Jahren bereits neu eingedeckt hätten. Bei den Unternehmen führten "geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheiten" zu selektiveren IT-Ausgaben. PCs ständen derzeit nicht oben auf den Einkaufslisten.

HP, Acer und Dell mussten im weltweiten PC-Business im dritten Quartal 2022 die meisten Federn lassen.
HP, Acer und Dell mussten im weltweiten PC-Business im dritten Quartal 2022 die meisten Federn lassen.
Foto: Gartner

Lenovo vor HP und Dell

Das Ranking im weltweiten PC-Markt blieb im dritten Quartal 2022 unverändert: Lenovo ist und bleibt mit einem Marktanteil von 25,2 Prozent die Nummer eins bei den ausgelieferten Stückzahlen. Der Marktführer hat auch nur 15,3 Prozent weniger Geräte abgesetzt als vor einem Jahr, also seinen Marktanteil ein wenig vergrößert. Während die Gesamtauslieferungen des Unternehmens in allen Regionen mit Ausnahme Kanadas zurückgingen, verzeichnete der EMEA-Desktop-Markt ein Wachstum. Laut Gartner kam es durch die Aufnahme der Produktion in Lenovos erster eigener Produktionsstätte in Europa zustande: Im Juni 2022 hat Lenovo ein Werk in Ungarn eröffnet.

Steil bergab ging es für die Nummer zwei, HP Inc. Nach 17,6 Millionen Geräte in der Vorjahresperiode wurden jetzt nur noch 12,7 Millionen abgesetzt (minus 27,9 Prozent). Dell Technologies vervollständigt das Spitzentrio - mit um 21,1 Prozent geschrumpften Absatzzahlen. Am Desktop-Markt verzeichnete Dell in allen Regionen mit Ausnahme des asiatisch-pazifischen Raums ein Wachstum, doch die Laptop-Lieferungen gingen überall zurück - mit Ausnahme von Japan.

US-Markt stabiler als Europa

Der US-amerikanische PC-Markt brach im dritten Quartal 2022 um 17,3 Prozent ein und verzeichnete damit das fünfte Quartal in Folge einen Rückgang der ausgelieferten Stückzahlen. Vor allem die schwindende Nachfrage nach Tragbaren zwang den US-Markt in die Knie, während das Desktop-Segment sogar ein bescheidenes Wachstum erzielte.

"Die Inflation ist die größte Sorge am US-Markt", sagte Kitagawa. Er beobachte aber, dass kleinere Betriebe optimistischer seien hinsichtlich der Konjunktur. "Während die Nachfrage nach Laptops bei Großunternehmen im dritten Quartal 2022 stark zurückging, war der Rückgang bei kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht so stark." In den USA ist Dell mit einem Marktanteil von 26,8 Prozent die Nummer eins, gefolgt von HP (23,2 Prozent).

In der EMEA-Region brach der PC-Markt im dritten Quartal sogar um 26,4 Prozent ein, insgesamt wurden nur noch 17 Millionen Rechner abgesetzt - der stärkste Rückgang aller Regionen. Laut Kitagawa haben mehrere Faktoren dazu geführt, darunter Kriegs- und Inflationssorgen, die schwierige Konjunktur sowie hohe Lagerbestände. "Darüber hinaus haben viele PC-Anbieter in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres ihre Betriebe in Russland geschlossen, was sich negativ auf die Gesamtlieferungen ausgewirkt hat und im Jahresvergleich besonders deutlich wird", so der Analyst. (hv)