Grüne IT wird immer wichtiger

25.05.2007
50 Prozent von Westeuropas mittelständischen und großen IT-Organisationen werden bis Ende 2008 eine umweltfreundliche Strategie entwickelt haben, erwartet Gartner.

"Das weltweite IT-Equipment ist für zwei Prozent der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich. Das entspricht der Kohlendioxidmenge, die von der Flugzeugen in die Luft geblasen wird", beschreibt Simon Mingay, Research Vice-President von Gartner, ein Untersuchungsergebnis seines Hauses. Deshalb sei es nicht verwunderlich, wenn die "grüne IT" an Bedeutung gewinne. Mingay erwartet, dass die Umweltfreundlichkeit von IT-Produkten bis 2009 ein Beschaffungskriterium sein wird. Vorreiter werden dabei die westeuropäischen Unternehmen sein, die auf die Umweltbedrohungen deutlich schneller reagiert haben als die US-Companys.

Dabei geht es nicht mehr allein um CO2-Ausstoß oder Energiesparmaßnahmen. Gartner will IT-Produkte von ihrer Enstehung bis zur Verschrottung auf Umweltaspekte hin untersuchen und hat dafür einen neuen Begriff geprägt: Environmental Lifecycle Assessment. "Die Europäer haben bereits Schritte unternommen und Gesetze auf den Weg gebracht, die den CO2-Ausstoß verringern und für bessere Umweltverträglichkeit sorgen sollen", fasst der Gartner-Anaylst die europäische Haltung zusammen. Er verweist auf die Unterschrift unter das Kyoto-Protokoll und EU-Vorschriften wie WEEE (Waste Electrical and Electronic Equipment), RoHS (Restriction of Hazardous Substances), REACH (Registration, Evaluation and Authorisation of Chemicals) sowie EuP (Energy using Products).

Bis 2009 werden 40 Prozent der westeuropäischen IT-Organisationen ein oder mehrere Umweltkriterien unter den sechs wichtigsten Anforderungen bei der Beschaffung von IT-Equipment aufnehmen, erwartet Gartner. Außerhalb von Westeuropa werden es nur 20 Prozent der Unternehmen sein.

Aber auch in den USA gibt es umweltfreundliche Bestrebungen wie etwa IBMs Ankündigung "Project Big Green", jährlich eine Milliarde Dollar dafür auszugeben, die IT energieeffizienter zu machen. IBMs ganzheitlicher Ansatz zielt auf die Rechenzentren der Anwenderunternehmen, wo sich mit dem Energiesparen auch die IT-Kosten gewaltig senken lassen. Hewlett-Packard, Dell, Sun und andere verfolgen ähnliche Pläne. Dazu kommen noch die Bemühungen der Industrievereinigung "Green Grid", wo man derzeit auch an den so wichtigen Messkriterien arbeitet, denn Standards sind beim Energiesparen im Rechenzentrum noch rar.

Gartner hat für RZ-Betreiber zumindest schon einmal zehn "Crucial Action Points for Greener IT" aufgestellt:

  1. Definieren Sie eine Umweltpolitik.

  2. Beginnen Sie mit dem Messen und Analysieren.

  3. Bilden sie "grüne" Mitarbeiter aus.

  4. Wagen Sie es, Geräte abzuschalten, wenn sie nicht benötigt werden, statt sie stand-by zu stellen.

  5. Statt "immer an" soll in Zukunft "immer verfügbar " gelten.

  6. Optimieren Sie die Kühlung im Rechenzentrum und übernehmen Sie grüne Aspekte für neue Rechenzentren.

  7. Entwickeln Sie Umweltkriterien, die auch für die Beschaffung gelten.

  8. Fangen Sie an, Ihre Lieferanten zu bewerten und vermeiden Sie solche, die nur "grünes Gerede" produzieren.

  9. Entwickeln Sie eine grüne Abfallpolitik, die Prozesse, Kontrollen und Prüfpfade enthält.

  10. Beachten sie die globalen Gesetzgebungen zur Abfallbeseitigung von elektronischen Geräten. (kk)