Gast-Kommentar

17.01.1997

Als Ende September vergangenen Jahres auf dem Versicherungskongreß der Institute for International Research GmbH (IIR) erstmals das innovativste Versicherungsprodukt ausgezeichnet wurde, gab es bei vielen deutschen Traditionsunternehmen lange Gesichter: Auf den ersten Plätzen lagen ausnahmslos ausländische Gesellschaften, die zum Teil erst seit einem Jahr in Deutschland aktiv sind.

Der Vorfall ist typisch für die Situation einer altehrwürdigen Branche, in der gegenwärtig auf allen Ebenen tiefe Umbrüche und Veränderungen stattfinden. Viele Gesellschaften haben die Auswirkungen der Deregulierung noch nicht verdaut und kämpfen mit den heftig anstürmenden internationalen Wettbewerbern. In einigen Bereichen bricht das Neugeschäft zusammen.

Fusionen und Konzentrationen über alle Gesellschaftsformen hinweg werden nicht zu vermeiden sein. Dies trifft nicht zuletzt die Informationstechnologie: Unterschiedliche, gewachsene DV-Systeme müssen unter Zeit- und Kostendruck zusammen- oder neue eingeführt werden.

Während deshalb viele IT-Fachleute in Versicherungen derzeit an ersten Inter- und Intranet-Lösungen basteln, kommen zwei weitere wichtige Aufgaben auf die DV-Abteilungen zu: die Datumsumstellung zum Jahr 2000 und die Einführung des Euro. Ich möchte bezweifeln, daß alle Gesellschaften die Komplexität dieser Themen erkannt, geschweige denn bereits praktikable Lösungen vorgesehen oder gar entwickelt haben. In einer bisher erfolgreichen, gerade deshalb mit allzu starkem Beharrungsvermögen ausgestatteten Branche sollten die DV-Verantwortlichen den von außen kommenden enormen Problemdruck als Chance begreifen, die höheren Stellen von der Notwendigkeit durchgreifender Veränderungen in der IT zu überzeugen. Sie werden nicht billig sein, aber Warten kommt teurer.