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Für SCO lohnt sich der Streit mit der Linux-Gemeinde

18.08.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Gut ein Drittel ihres Umsatzes im dritten Fiskalquartal hat die SCO Group mit ihrer umstrittenen "SCOsource Licensing Initiative" erzielt, in deren Rahmen das Unternehmen Linux-Anwender und -Anbieter zur Kasse bittet. SCO beansprucht seit einigen Monaten das Copyright auf bisher nicht veröffentlichte Teile des Linux-Codes.

Das Softwarehaus konnte im abgelaufenen Quartal seinen Umsatz von 15,4 Millionen Dollar im Vorjahr auf 20,1 Millionen Dollar steigern. Davon entfielen 12,8 Millionen auf Einnahmen aus dem Verkauf und Support des Unix-Betriebssystems (minus 16,8 Prozent) und bereits 7,3 Millionen Dollar auf die Lizenzinitiative, in deren Rahmen SCO von Linux-Nutzern Gebühren verlangt. Grundlage dieser Zahlungen sind Urheberechtsansprüche, die SCO für Teile des Linux-Codes geltend macht, ohne allerdings bisher öffentlich Beweise erbracht zu haben.

Auch in Zukunft soll der Rubel rollen: SCO rechnet im laufenden vierten Quartal mit Einnahmen von 22 bis 25 Millionen Dollar, von denen 10 bis 12 Millionen aus dem Linux-Lizenzgeschäft stammen sollen. Dabei gibt sich das Unternehmen völlig seriös. Nicht SCO habe den Kontrahenten den Kampf angesagt, sondern diejenigen, die für die Urheberechtsverletzungen verantwortlich seien, ließ CEO Darl McBride die zahlreichen Gegner aus dem Open-Source-Lager wissen.

SCO hatte das neue "Geschäftsmodell" im März 2003 aus der Taufe gehoben, als das Unternehmen eine milliardenschwere Klage gegen IBM anstrengte. Big Blue habe illegal urheberrechtlich geschützten Unix-Code an die Open-Source-Gemeinde abgegeben, lautete der Vorwurf. Wenig später warnte das Unternehmen Hunderte von Großanwendern schriftlich davor, mit dem Einsatz von Linux Copyrights von SCO zu verletzen.

Inzwischen können Anwender bei SCO für rund 700 Dollar das Recht erwerben, Linux auf einem Ein-Prozessor-Server zu nutzen. Angeblich hat bereits ein erstes internationales Großunternehmen Lizenzen erworben. Um wen es sich dabei handelt, gab SCO bisher nicht bekannt. Es gebe jedoch Gespräche mit weiteren Unternehmen.

Zuvor hatten bereits Microsoft und Sun Microsystems - offenbar nicht zuletzt aus politischen Gründen - in größerem Umfang Unix-Lizenzen von SCO erworben. Das wäre eigentlich nicht nötig gewesen, denn bisher gab es weder ein Gerichtsurteil in dieser Angelegenheit, noch wurden die inkriminierten Codepassagen offengelegt.

Laut SCO konnten bis dato rund 100 Personen Einblick in den Quellcode nehmen. Die meisten von ihnen hätten sich von der Rechtmäßigkeit des Ansinnens überzeugen lassen. McBride behauptet sogar, im IT-Markt von einer schweigenden Mehrheit unterstützt zu werden.

Im abgelaufenen Berichtszeitraum erwirtschaftete das lange Zeit defizitäre Unternehmen zum zweiten Mal in Folge wieder einen Nettogewinn. Der Profit betrug 3,1 Millionen Dollar gegenüber einem Verlust von 4,5 Millionen Dollar im Vorjahr. Das Geld soll dem Unternehmen laut McBride unter anderem dazu dienen, die Kosten für den Rechtsstreit zu tragen. Seit März habe das Unternehmen dafür rund 600.000 bis 700.000 Dollar ausgegeben - weniger als die budgetierten eine Million Dollar pro Quartal.

Für die Mitarbeiter von SCO, die im Besitz von Unternehmensanteilen sind, hat sich der Streit mit der Linux-Gemeinde schon jetzt ausgezahlt. Der Aktienkurs ist von 2,3 Dollar auf knapp 15 Dollar geklettert, ehe er sich bei rund 11 Dollar einpendelte. SCO-Manager haben seit der Klage mit IBM bisher Aktien im Wert von rund 1,3 Millionen Dollar abgestoßen. (hv)