Größte Forschungsorganisation für Informationstechnik

Fraunhofer-Gesellschaft und GMD schließen sich zusammen

08.10.1999
MÜNCHEN (sra) - Die Entscheidung kam von oben: Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn betrieb die Zusammenlegung der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) aus St. Augustin bei Bonn mit der Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) aus München. Mit dem Schritt will sie die Effizienz im Wissenschaftsbetrieb steigern.

Zusammen verfügen die beiden Gesellschaften über 2500 Mitarbeiter und einen Etat von rund 400 Millionen Mark im Jahr. Damit entsteht die europaweit größte Forschungsorganisation im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik unter dem Dach der Fraunhofer-Gesellschaft. Als Ziel der Fusion nennt die Ministerin eine engere Zusammenarbeit zwischen den Forschungseinrichtungen und bessere Ergebnisse. Sie betrachtet die Verbindung zudem als ersten Schritt zur Umsetzung des kürzlich beschlossenen Aktionsprogramms "Innovation und Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft" der Bundesregierung (siehe CW 39/99, Seite 61). Arbeitsplätze dürften durch die Zusammenlegung der Gesellschaften allerdings keine entstehen. Es ist nicht einmal völlig ausgeschlossen, daß es zu Stellenkürzungen kommt, da sich die Forschungsgebiete überschneiden. Allenfalls indirekte beschäftigungssteigernde Effekte wie mehr Stellen in der Industrie durch mehr Ideen aus der Wissenschaft sind denkbar.

Zuwenig IT bei Fraunhofer

In der Vergangenheit war schon öfter Kritik an der Forschungslandschaft laut geworden. Auch die Fraunhofer-Gesellschaft blieb davon nicht ganz verschont: Zwar stellten ihr Gutachter im Frühjahr insgesamt ein gutes Zeugnis aus, doch sie bemängelten laut Franz Miller, Leiter der Pressestelle bei der FhG, daß der Stellenwert der Informations- und Kommunikationstechnik noch zu gering sei. Selbst Kapazitäten aufzubauen, hätte der vielzitierte Arbeitskräftemangel kaum erlaubt. Da sei die Integration der GMD die ideale Lösung, um die Lücke zu schließen. In den vergangenen Jahren hat sich die GMD auf Multimedia und Bioinformatik spezialisiert und verstärkt um Mittel aus der Industrie geworben. Besonders in der Telekommunikation hat die GMD der FhG eigenen Angaben zufolge etwas zu bieten.

Wie sich Forschungsgelder von Unternehmen akquirieren lassen, können die Fraunhofer-Mitarbeiter ihren künftigen Kollegen zeigen. Auch wenn die Rheinländer dabei schon Fortschritte gemacht haben, stammt bisher nur ein Sechstel des Forschungsetats der GMD aus der Wirtschaft. Um das Niveau der übrigen Fraunhofer-Institute zu erreichen, hat die Gesellschaft fünf Jahre Zeit. Dann soll die Fusion abgeschlossen sein. Miller verweist in diesem Zusammenhang auf die Erfahrungen mit der Integration der ostdeutschen Institute, die auch innerhalb von fünf Jahren geschafft war. Die FhG muß laut Miller zwei Drittel der Gelder von außen einwerben. Hat die GMD dieses Ziel erreicht, spart der Bund nebenbei auch noch Geld.