Konfrontation gescheitert

Filesharing-Kampf: Metallica bläst die Friedenspfeife

28.04.2008
Von pte pte
Die US-Rockband Metallica will sich von ihrer bisherigen Strategie der Filesharing-Bekämpfung verabschieden. Stattdessen sollen in Zukunft alternative Vertriebsmöglichkeiten und Geschäftsmodelle zum Zug kommen.

Die Rockband Metallica galt lange Zeit als einer der härtesten Gegner des Online-Musik-Filesharings. Laut einem aktuellen Interview des US-Branchenmagazins "Rolling Stone" mit dem Schlagzeuger der Band, Lars Ulrich, will man künftig aber neue Wege im Umgang mit der Musikpiraterie einschlagen. Als Orientierung für die Zukunft verwies Ulrich auf die aktuellen Veröffentlichungen der Musikkollegen von Radiohead, Nine Inch Nails und R.E.M. Die Bands hatten zuletzt mit alternativen Geschäftsmodellen experimentiert und ihre Alben kostenlos im Internet zum Download angeboten.

"Wir haben das Vorgehen von Radiohead und Nine Inch Nails ganz genau beobachtet. In 27 Jahren oder wann immer auch unsere nächste Platte fertig sein wird, werden wir alle Möglichkeiten des Internets in unser Geschäftsmodell miteinbeziehen", erklärt Ulrich. Die Auffassung der Band in Bezug auf den Umgang mit dem Filesharing-Problem habe sich in den letzten acht Jahren grundlegend verändert. "Damals wurde noch heiß darüber diskutiert, wer die Bedingungen für dieses Phänomen festlegen soll", schildert Ulrich. Alle Mitglieder von Metallica seien zum damaligen Zeitpunkt fest davon überzeugt gewesen, dass dieses Recht den Musikern selbst zustehen sollte. "Als wir für die Rechte des Künstlers plädierten, war plötzlich die Hölle los und wir konnten der weiteren Entwicklung nur noch tatenlos zuschauen", erläutert Ulrich. Mitverantwortlich für den Strategieumschwung könnte aber auch der Umstand sein, dass der Vertrag von Metallica mit dem Label Warner Music nach dem nächsten Album ausläuft. "Wir wollen künftig so frei wie möglich agieren können", meint Ulrich.

Metallica war eine der ersten Bands, die Nutzer von illegalen Musik-Filesharing-Angeboten im Internet verklagt hatte. Auch am Niedergang der anfangs sehr erfolgreichen Online-Tauschbörse Napster war die Band nicht unbeteiligt. So tauchte Ulrich im Jahr 2000 unerwarteter Weise im Napster-Hauptquartier mit einer Liste von über 320.000 Usern auf, die nachweislich über die Plattform illegal Musik von Metallica heruntergeladen hatten. Die Forderung, all diese Nutzer zu blockieren, hatte in weiterer Folge zu einem langjährigen Rechtsstreit mit der Musikindustrie geführt. Schließlich wurden die Betreiber von Napster zur Installation einer speziellen Filtersoftware gezwungen, die aber nie richtig funktionierte, da die Benutzer erfindungsreich mit Dateiumbenennungen die Filter umgehen konnten. Immerhin seit 2006 gibt es Metallica-Songs bei iTunes zu kaufen. (pte)