Evo statt Revo

01.04.1977

KÖLN - Die sich abzeichnende Hardware-Entwicklung werde in ihren Konsequenzen für den Rechenzentrumsbetrieb evolutorisch ablaufen und keine sprunghaften Veränderungen zur Folge haben.

Auf diese Formel lassen sich die Ergebnisse einer jüngst veröffentlichten Studie bringen, die zum Problemkreis "Rationalisierung von Rechenzentren" von der Arbeitsgemeinschaft BIFOA (Köln), Friedr. Krupp GmbH Krupp Gemeinschaftsbetriebe (Köln-Porz) und Orgalogic GmbH (Köln) im Jahre 1976 durchgeführt wurde.

Die Vorstudie "Gegenwärtige Situation und Entwicklungstendenzen in westdeutschen Rechenzentren" befragte 400 Rechenzentren; ausgewertet wurden 203 Antworten. Den "Arge"- Fragebogen sandten zurück:

- 109 Wirtschaftsunternehmen (Rücklaufquote = 50 Prozent),

- 52 Service-Rechenzentren (Rücklaufquote = 52 Prozent),

- 37 Kommunalbetriebe (Rücklaufquote = 97 Prozent),

- 5 Rechenzentren von Landesbehörden.

In der Untersuchung, deren Ergebnisse wir im folgenden auszugsweise veröffentlichen, wurden vier "RZ-Größenordnungstypen" herausgearbeitet:

Großrechenzentren (Typ 3) sind stark differenzierte Gesamtsysteme. in ihrer Struktur meist hierarchisch aufgebaut (durchschnittliche Gesamthauptspeicherkapazität 4319 K Bytes). Die Organisation dieser RZ ist weitgehend arbeitsteilig, der Automatisierungsgrad verhältnismäßig hoch.

Im Gegensatz hierzu handelt es sich bei Kleinrechenzentren (Typ 0) um "Monolithische Einheiten" (durchschnittliche Hauptspeicherkapazität 107 KB).

Bei den Zwischengrößen (Typ 1 und Typ 2) gewinnen Aufgaben der Arbeitsvorbereitung und Planung an Bedeutung.

Die strukturellen Besonderheiten der einzelnen RZ-Typen sind in der nebenstehenden Tabelle zusammengefaßt.

So deuten die Projektmitarbeiter (...)se Zahlen: Die Rechenzentren stehen vor wachsenden Anforderungen - Datenverarbeitungsmengen und Kommunikationsanforderungen steigen.

Dies spiegelt sich im Drei-Schicht-Betrieb (71,8 Prozent der Großrechenzentren werden im 3-Schicht-Betrieb gefahren, 93 Prozent haben täglich Belastungsspitzen zu verkraften) und im Ausbau der Stapelfernverarbeitung sowie der Direkt-/Dialog-Verarbeitung wider.

Auf die Stapel-/Stapelfernverarbeitung entfallen durchschnittlich 88 Prozent der verbrauchten CPU-Zeit. Der 12-Prozent-Anteil der Direkt-/Dialogverarbeitung wird nach Schätzung der Rechenzentren in 3 bis 4 Jahren auf zirka 32 Prozent steigen, was vor allem durch bisher nicht übliche Aufgaben verursacht wird.

Wachsende Arbeitslast und steigende Kommunikationsanforderungen können aus RZ-Sicht nur durch verbesserte und erweiterte Hardware-Ausstattung (Subsysteme, Terminals) und Fortschritte bei der Automatisierung bewältigt werden.

Wichtig bleibt die differenzierte Erweiterung der internen und externen Peripherie.

Die externe Peripherie wird zu

- Stationen für Stapelfernverarbeitung,

- Bildschirmen und

- Drucker/schreibenden Terminals tendieren.

Die wachsende Bedeutung der Datenfernverarbeitung spiegelt sich auch in der steigenden Anzahl der Standleistungen und Wählleitungen wider.

Aus der erwarteten Entwicklung bei Hard- und Software vermutet der Bericht als Auswirkung für die Rechenzentren:

- Spezielle Hochleistungsgeräte werden die Maschinen großer Rechenzentren ergänzen.

- Die Entwicklung solcher Hochleistungsgeräte, wie

- IBM 3850 Massenspeichersystem (bis zu 236 Mrd. Bytes im Quasi-Direktzugriff)

- Siemens-Laserdrucker 3352 (1,2 Mio. Zeilen/Stunde)

erhält ihre Impulse aus der Verfügbarkeit preisgünstiger Halbleiterbauelemente; also Mikroprozessoren und Festwertspeicher, die es erlauben Funktionen vom Zentralprozessor auf Subsysteme zu übertragen.

- Die künftige Hardwaretechnologie dürfte ganz wesentliche Anstöße für die Automatisierung der Ablaufprozesse im Rechenzentrum liefern, da ganze Aufgabengebiete, wie die Verwaltung von Bandarchiven, an Bedeutung verlieren und andererseits neue Problembereiche (Verteilung der Druckerausgabe) entstehen werden. Der Einsatz von Hochleistungsgeräten wird jedoch aus ökonomischen Gründen wenigen Großrechenzentren vorbehalten bleiben.

- Sicher werden System-Support-Funktionen auf dezentrale, mit eigener Prozessor- und Speicher-Kapazität ausgestattete Systeme verlagert werden.

- Mögliche Einsatzgebiete dieser Systeme: Dateneingabe, Datenausgabe, Konsolfunktionen, aber auch Planung und Steuerung des Betriebsablaufs im Rechenzentrum. Eine Entwicklung, die auch Softwarehäuser als RZ-Lieferanten tangieren wird.